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Veröffentlicht am 10­.07.2009

10.7.2009 - Publik-Forum

»Ich wollte Gerechtigkeit«

Warum haben Sie sich an Rom gewendet? Fragen an Fritz Wallner

? Herr Wallner, in der Begründung des römischen Urteils gegen Sie wird jedem Bischof anheimgestellt, Sympathisanten der »Wir-sind-Kirche«-Reformbewegung aus allen Räten zu werfen, in die sie gewählt sind. Der Augsburger Prälat Bertram Meier will diese Regel auf die Unterstützer der Schwangerenkonfliktberatung »Donum Vitae« ausdehnen.

! Das ist eine erstaunliche Politik. Unbegreiflich! Oberen unserer katholischen Kirche geht es heute vor allem um die Ausgrenzung der Leute. Nicht mehr darum, dass man die Leute mitnimmt und Gemeinschaft lebt. Dem gegenüber stehen die Priesterweihen der Piusbrüder in Zaitzkofen. Ich war dort, weil ich nur fünf Kilometer entfernt wohne. Den Traditionalisten gegenüber wird nur wachsweich reagiert. Dort unterbleibt das nötige, klare Wort des Papstes. Rom misst mit zweierlei Maß.

? In Publik-Forum (11/09) wirft Ihnen der Kirchenrechtler Klaus Lüdicke vor, der Klageweg sei ein Fehler gewesen, denn mit dem Urteil seien üble Folgen in die Welt gelangt.

! Wenn man sich ungerecht behandelt fühlt, kann es kein Fehler sein, sich zu wehren, Gerichte anzurufen und so Gerechtigkeit zu suchen. Sein Vorwurf geht also ins Leere. Andererseits wird mir gesagt, ich hätte den Verwaltungsgerichtsweg beschreiten müssen, denn die Kirchenverwaltung wird aufgrund des bayerischen Stiftungsrechts gewählt. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen: Vor Verwaltungsgerichten hätte ich wohl andere Erfahrungen gemacht als vor Kirchengerichten.

? Sie waren jahrzehntelang in verschiedenen Gremien Ihrer Pfarrei. Dann entzog der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller Ihnen das passive Wahlrecht.

! Ich habe 24 Jahre lang als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates in Schierling gearbeitet und war gleichzeitig 24 Jahre Mitglied in der Kirchenverwaltung, dem Vermögensverwaltungsrat. Dieser war im November 2006 erneut neu zu wählen. Bischof Müller ließ meine Kandidatur nicht zu, weil ich angeblich in offenem Gegensatz zu den Grundsätzen und zur Lehre der Kirche stehe. Ein absurder Vorwurf, der seitdem bei uns in der Gemeinde Kopfschütteln hervorruft. Ich hätte Streit und Hass der Gläubigen gegen den Bischof hervorgerufen, wird behauptet. Dazu ist zu sagen: Vor dem Amtsantritt von Müller war die Diözese Regensburg ein Ort des ehrenamtlichen Engagements, des gegenseitigen Respekts, der sachlichen Diskussion und auch des liebenden Umgangs miteinander. Erst mit seinem Amtsantritt, seinen vielen willkürlichen Maßnahmen sowie den von ihm vom Zaun gebrochenen Gerichtsverfahren sind im Bistum tatsächlich Streit und Spaltung eingezogen.

? Welche Erfahrungen haben Sie im Verfahren vor den kirchlichen Instanzen gemacht?

! Sie waren für mich neu. Ich habe zum ersten Mal erlebt, dass in einem Gerichtsverfahren die eine Seite nicht Kenntnis davon erhält, was die andere erklärt. Ich kenne keinen Schriftsatz der Diözese Regensburg und der Glaubenskongregation. Und angeblich kennen die auch keinen Schriftsatz von mir und meiner Anwältin. Ich weiß also nicht, was alles behauptet worden ist, und konnte deshalb auch nicht darauf reagieren. Ich konnte mir ein solch unfaires Verfahren nicht vorstellen.

Interview: Thomas Seiterich

Zuletzt geändert am 10­.07.2009