2.9.2009 - kurier.at
Laien drohen mit Ungehorsam
Fast 12.000 Unterstützungserklärungen wurden gesammelt, den heimischen Bischöfen überreicht und nach Rom weitergeleitet. Reaktion: keine. Das bringt selbst ehemalige Politiker, die gewohnt sind, dass Entscheidungsprozesse Zeit brauchen, auf die Palme. Ex-Volksanwalt Herbert Kohlmaier droht mit "loyalem Ungehorsam" gegenüber der Amtskirche, sollte weiter nichts gegen den "Seelsorge-Notstand" unternommen werden.
Wie der Protest genau aussehen wird, bleibt offen. Im Raum steht ein Kirchenbeitragsboykott, allerdings als letzter Ausweg. Vorerst will man sich vor allem Gehör verschaffen. Die Botschaft: "Dieses System ist den Katholiken nicht mehr zumutbar." Man wolle die Kirchenführung nicht zu sehr reizen, betont Heribert Köck, Dekan der juristischen Fakultät Linz: "Aber wir lassen uns nicht immer auf der Nase herumtanzen."
Die Laieninitiative, zu der auch Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek und Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol gehören, fordert Maßnahmen gegen den Priestermangel - Abschaffung des Pflichtzölibats, Weihe von Frauen zu Diakoninnen und Reaktivierung der wegen Heirat aus dem Amt entfernten Priester. Die Forderungen wurden im Jänner präsentiert. Passiert ist bisher nichts. Einer Antwort aus Rom "waren wir nicht würdig", sagt Kohlmaier.
Gemeinsam
Jetzt hat sich die Laieninitative mit anderen kritischen Gruppen innerhalb der Kirche zusammengetan, um die "unerträglichen Mängel im klerikalen System" sichtbar zu machen. Das sind die "Pfarrerinitiative" von Helmut Schüller, die Organisation "Priester ohne Amt" und die Plattform "Wir sind Kirche", die einst das Kirchenvolks-Begehren organisierte.
Schüller ist überzeugt, dass die Forderungen "maßvoll, vernünftig und theologisch einwandfrei begründbar sind". Richard Picker, selbst Priester ohne Amt, betont, dass viele seiner "Kollegen" bereit wären, wieder als Priester zu arbeiten. Viele würden das inoffiziell ohnehin tun.
Im November veranstalten die Kirchenreformer eine Enquete, um aufzuzeigen, warum eine neue Kirchenordnung notwendig ist.
Zuletzt geändert am 03.10.2009