19.10.2009 - infranken.de
Gemeinsames Abendmahl gefordert
Das katholische Kirchenrecht lasse für besondere Anlässe solche Ausnahmen zu, sagte Christian Weisner, Sprecher von „Wir sind Kirche“, am Montag in München. Gerade für Christen in konfessionsverschiedenen Ehen sei ein solches Signal der Ökumene überfällig.
Zum 2. Ökumenischen Kirchentag werden vom 12. bis zum 16. Mai 2010 in München mehr als 100.000 Gäste aus ganz Deutschland erwartet.
Zum Vorstoß von „Wir sind Kirche“ erläuterte Weisner, eine derartige päpstliche Befreiung (sogenannter Indult) vom sonst geltenden Ausschluss der evangelischen Christen von der katholischen Eucharistiefeier müsste vom Münchner Erzbischof Reinhard Marx beantragt werden.
Beim 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin hatte es großen Wirbel um den katholischen Priester Gotthold Hasenhüttl gegeben, weil dieser dort auch nicht-katholische Christen zur Teilnahme eingeladen hatte. Marx - damals noch katholischer Oberhirte in Trier - suspendierte Hasenhüttl deswegen und entzog ihm später auch noch die kirchliche Lehrerlaubnis.
Klare Absage
Das Erzbischöfliche Ordinariat in München begründete ihre Ablehnung eines gemeinsamen Abendmahls mit offenen theologischen Streitfragen. „Was wir im Gottesdienst feiern, müssen wir auch im täglichen Leben als Gemeinschaft unter uns Christen einlösen. Das können wir derzeit nicht, weil es mit Blick auf das päpstliche und bischöfliche Amt noch große offene Fragen gibt“, betonte Ordinariatsrat Armin Wouters. Er ist in München auch der Bischöfliche Beauftragte für den Kirchentag 2010.
Die grundlegenden theologischen Differenzen „kann man nicht einfach für ein paar Tage aussetzen“, sagte Wouters laut Mitteilung. „Wir sind aber voller Hoffnung und Zuversicht, dass sich vieles durch unsere gemeinsame ökumenische Arbeit bewegt - aber bestimmt nicht bis zum Ökumenischen Kirchentag im Mai nächsten Jahres.“
Zwist wird in die Familien getragen
Weisner kritisierte, mit der generellen Ablehnung des gemeinsamen Abendmahls von katholischer Seite „wird der Religionsunfriede in die Familien getragen“. Es sei ein Unding, dass in konfessionsverschiedenen Ehen zum Beispiel mit einem evangelischen Vater und einer katholischen Mutter der Vater bei der Erstkommunion des Sohnes ausgeschlossen bleibe. Sollte die katholische Kirche nicht zu einer Ausnahmeregelung für den Kirchentag bereit sein, erwartet „Wir sind Kirche“ von der evangelischen Kirche eine offene Einladung an alle zu deren Abendmahlsfeiern. Derzeit sehe es aber danach aus, als wolle sich die evangelische Kirche in ökumenischer Bescheidenheit und Zurückhaltung üben, kritisierte Weisner.
Der Kirchentag 2010 steht auch im Mittelpunkt der Bundesversammlung der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ an diesem Wochenende (23. bis 25. Oktober) in München. Das Thema dieses Treffens lautet „Ökumene ohne Hoffnung? - Perspektiven vor und nach dem 2. Ökumenischen Kirchentag“. Die kirchenkritische Reformbewegung nimmt damit direkt Bezug auf das Motto des 2. Ökumenischen Kirchentags - es lautet „Damit Ihr Hoffnung habt“.
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Zuletzt geändert am 20.10.2009