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Veröffentlicht am 25­.10.2009

25.10.2009 - BR Online

Ökumene: Mehr Beweglichkeit angemahnt

In nicht einmal einem Jahr soll in München der zweite Ökumenische Kirchentag stattfinden. Für den Tübinger Theologen Urs Baumann stellt sich die Frage, ob das gemeinsame Fest angesichts des aktuellen Stands der Ökumene überhaupt sinnvoll ist. Das Christentum hat in unserer Gesellschaft "nur gemeinsam noch eine Chance", so der Tübinger Theologe bei der Bundesversammlung der Reformbewegung "Wir sind Kirche" an diesem Wochenende in München. Genau da sieht er aber Probleme, weil nach seinem Empfinden die katholische Kirche nicht beweglich genug sei, sich Protestanten im Sinne der Ökumene zu öffnen. Papst Benedikt XVI. warf er einen "restaurativen und reformfeindlichen Kurs" vor, den deutschen Bischöfen attestierte er in München "brüderliche Feigheit".

Besonders augenfällig wird die Stagnation in der Ökumene für Baumann bei der Frage nach einem gemeinsamen Abendmahl für Katholiken und Protestanten. Schon beim ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin hatte sich ein intensiver Disput über diese Frage entwickelt. Damals hatte der katholische Priester Gotthold Hasenhüttel auch nicht-katholische Christen zur Eucharistiefeier eingeladen. In der Folge hatte ihn Reinhard Marx, damals Bischof von Trier, heute Erzbischof von München, suspendiert und ihm später auch noch die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hatte kürzlich genau diese gemeinsamen Abendmahlfeiern beim geplanten Münchner Ökumenischen Kirchentag angemahnt. Sie seien ein Zeichen, das besonders von konfessionsverschiedenen Ehepaaren seit langem erwartet werde, so die Argumentation der Kirchenbewegung. Dieser Wunsch wurde aber sowohl vom erzbischöflichen Ordinariat wie auch dem evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich umgehend zurückgewiesen.

Für die evangelische Theologin Johanna Haberer von der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen ist das ein Zeichen für die Verkrustung der Trennung der beiden Kirchen. Ende des vergangenen Jahrtausends habe es Hoffnung gegeben, dass sich die Kirchen aufeinander zu bewegen könnten - mittlerweile seien die "Erdplatten" der katholischen und der evangelischen Kirche aber wieder weit auseinander gedriftet, teilt sie die pessimistische Einschätzung ihres Tübinger Kollegen.

Quelle: http://www.br-online.de/aktuell/news/wir-sind-kirche-oekumene-kirchentag-ID1256475277442.xml

Zuletzt geändert am 25­.10.2009