25.10.2009 - dpa
Appell an katholische Kirche zu ökumenischer Öffnung
Mit Blick auf den 2. Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis 16. Mai 2010 in München kritisierte Baumann, dass die katholische Kirche weiterhin eine gemeinsame Abendmahlsfeier mit evangelischen Christen ablehne. Er warf Papst Benedikt XVI. einen «restaurativen und reformfeindlichen Kurs» und den deutschen Bischöfen «brüderliche Feigheit» gegenüber dem Kirchenoberhaupt vor.
Tatsache sei, «dass die zwischenkirchliche Ökumene stagniert und dass die Ökumeneunwilligkeit vor allem der Kirchenleitungen - besonders natürlich der katholischen - nicht zu übersehen ist». Deshalb stelle sich vor dem 2. Ökumenischen Kirchentag «die bedrückende Frage», ob ein solches Ereignis überhaupt Sinn mache - gerade angesichts der umstrittenen Vorgänge beim 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Damals hatte es großen Wirbel um den katholischen Priester Gotthold Hasenhüttl gegeben, weil dieser dort auch nicht-katholische Christen zur Teilnahme an der Eucharistiefeier eingeladen hatte. Reinhard Marx - damals noch Oberhirte in Trier, heute Erzbischof in München - suspendierte Hasenhüttl deswegen und entzog ihm später auch noch die kirchliche Lehrerlaubnis.
Die kirchenkritische Reformbewegung «Wir sind Kirche» hatte vor kurzem gemeinsame Abendmahlsfeiern beim Münchner Kirchentag angemahnt. Diese seien ein überfälliges Zeichen der Ökumene, das vor allem von konfessionsverschiedenen Ehepaaren erwartet werde, hatte die katholische Kirchenvolksbewegung argumentiert. Das Erzbischöfliche Ordinariat in München und Bayerns evangelischer Landesbischof Johannes Friedrich wiesen die Forderung nach einem gemeinsamen Abendmahl beim Kirchentag aber umgehend zurück.
Die evangelische Theologin Johanna Haberer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stimmte Baumanns pessimistischer Ökumene-Diagnose weitgehend zu. Noch Ende des vergangenen Jahrtausends habe es begründete Hoffnung gegeben, dass sich die «Erdplatten» der katholischen und der evangelischen Kirche übereinanderschieben könnten und ein gemeinsames fruchtbares Land für beide Konfessionen entstehe. Inzwischen habe es aber «kräftige Schübe von beiden Seiten» gegeben, die beide «Erdplatten» wieder massiv auseinanderdriften ließen. Die Trennung zwischen beiden Kirchen sei erneut verkrustet.
Auf Nachfragen aus den Reihen der knapp 100 Teilnehmer an der Bundesversammlung von «Wir sind Kirche» räumte Haberer ein, dass es zur Ablehnung eines gemeinsamen Abendmahls beim Kirchentag durch Landesbischof Friedrich in den evangelischen Gemeinden sehr kritische Diskussionen gebe. Friedrich habe offenbar einen Kompromissweg gesucht, um den bisher erreichten Stand in der Ökumene nicht zu gefährden.
Baumann betonte, das umstrittene Papier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur katholischen Kirche und ihrem Verhältnis zu den Protestanten habe exakt «die dramatische Situation» wiedergegeben. Es sei erstaunlich, dass sich die EKD «für diese harte, aber weitgehend scharfsichtige Analyse» kleinlaut bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) entschuldigt habe, sagte der Theologe. «Wofür eigentlich? Dafür, dass der Autor die Wahrheit gesagt hat?» Vor seinem Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2006 hatte Baumann an der Universität Tübingen das Institut für Ökumenische Forschung geleitet.
In dem internen EKD-Papier waren der katholischen Kirche «irritierende Phänomene», «handwerkliche Fehler» und «grundlegende Unsicherheiten» bescheinigt worden. Über den DBK-Vorsitzenden, den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, hieß es, «eine orientierende und prägende Kraft» gehe nicht von ihm aus.
Zuletzt geändert am 25.10.2009