22.1.2010 - epd
Kirchenreformer rügen Zugeständnisse Roms an Pius-Bischöfe
Die bedingungslose Aufhebung der Exkommunikation der Traditionalisten-Bischöfe habe innerkirchlich, ökumenisch und interreligiös tiefste Wunden gerissen, fügte Weisner hinzu. Diese seien bis heute nicht verheilt. Allerdings sei dadurch auch ein neues breites Interesse am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) geweckt worden. Die Kritik aus allen Teilen der Welt sollte Benedikt XVI. nicht als feindseligen Angriff auf seine Person deuten, "sondern als Ausdruck der tiefen Sorge um das Wohl der ganzen Kirche und um die Glaubwürdigkeit ihrer Botschaft verstehen", betonte Weisner.
Allerdings könnten selbst papsttreue Katholiken nicht verstehen, dass Benedikt immer noch auf eine "volle Kirchengemeinschaft der Bruderschaft St. Pius X." setze, obwohl diese bisher keinerlei Bereitschaft zum Einlenken zeigten, so Weisner. Stattdessen verlangten deren Vertreter vom Papst sogar, dass er sich zu ihrer Verweigerungshaltung gegenüber den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils bekehre und einer traditionalistisch ausgerichteten "Revision" zustimme.
Seit Ende 2009 verhandelt der Vatikan mit der ultrakonservativen Piusbruderschaft. Ein Treffen hatte zuletzt Medienberichten zufolge am 18. Januar stattgefunden. Die Piusbruderschaft wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) in der Schweiz gegründet. Sie lehnt Ökumene, Religionsfreiheit und Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils aus den 60er Jahren weitgehend ab.
1975 verlor die Bruderschaft die offizielle kirchliche Anerkennung. Papst Benedikt hob am 21. Januar 2009 die Exkommunikation ihrer vier Bischöfe auf, um so nach eigener Darstellung die Einheit der Kirche zu fördern. Zu den vier Traditionalisten-Bischöfen gehört auch Richard Williamson, der den Holocaust infrage stellte.
Zuletzt geändert am 22.01.2010