27.1.2010 - Radioladen, SWR4 Rheinland-Pfalz
Angelika Fromm aus Mainz: Frauen auf die Kanzeln der Kirche!
Ausgerechnet mit dem Papst muss sie sich anlegen: Angelika Fromm, 59 Jahre alt, allein erziehende Mutter von drei Kindern, Lehrerin, inzwischen Oma und so fromm wie ihr Name. Schon während ihres Studiums der Germanistik und Theologie muckt sie gegen die Dominanz der Männer in der katholischen Kirche auf - und hat bis heute nicht damit aufgehört.
In ihrer Abschlussarbeit beschreibt Angelika Fromm, dass in der Urkirche Jesu die Frauen gleichberechtigt neben den Männern das Wort Gottes verkünden durften. Ihr Leben lang kämpft sie ehrenamtlich für die Verbreitung feministischer Theologie. Und dabei packt sie manchmal die Wut: "Teresa von Avila hat sich vor über 400 Jahren über die untergeordnete Stellung der Frau in der katholischen Kirche beklagt und hat ihren Jesus angeklagt, warum er nichts verändert. Wenn mir Kleriker sagen, ihr Frauen müsst Geduld haben, dann frage ich mich: Wie lange müssen wir noch Geduld haben?"
Reformgedanke ermuntert zum Studium
In den neunziger Jahren ergriff Angelika Fromm zusammen mit anderen Frauen die Initiative. Ermuntert vom Reformgedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils, studierten sie fleißig Theologie und hofften, in den geistlichen Beruf eintreten zu können. "Lila Stola" heißt die Bewegung aus Mainz. Kaum war die erste Frau fertig, verbot der Papst die Ausbildung. Angelika aber weiß: "Es gibt uns - und irgendwo in der weiten Welt, vor allem in Südamerika, haben Bischöfe auch Frauen geweiht."
Platzverweis in Rom
2008 tagte die Weltbischofssynode in Rom. Angelika demonstrierte öffentlich, mit Flugblättern in 6 Sprachen. "Auf dem Petersplatz wurden wir von Polizisten festgehalten, mussten unsere Ausweise abgeben und wurden des Platzes verwiesen. Am nächsten Tag dasselbe Spiel wieder: Wir haben versucht, Flyer zu verteilen - und wieder waren mehr Polizisten als Frauen auf dem Platz. Da habe ich gedacht: Wovor haben die Angst?"
Einsatz für Verständigung mit Islam
Angst scheint Angelika nicht zu kennen. Auch ihre Krankheit kann sie von ihrem steten Engagement für eine bessere Kirche nicht abhalten. Schon als Lehrerin hat sie sich für eine Verständigung mit dem Islam eingesetzt. "Wenn ich dem anderen nicht auf Augenhöhe begegne, ist kein echter Dialog möglich", findet die 59jährige, "ich muss mich dem anderen so stellen und wir müssen gegenseitig lernen." Deshalb träumt sie von einem interreligiösen Erzählcafé.
Die Welt braucht eine weibliche Sicht
"Männliche Strukturen haben sehr viel mit Krieg zu tun."
Die Angst machenden bärtigen Männer von Al Kaida - das sei nur eine Seite des Islam. Gebildete, aufgeschlossene, muslimische Frauen die andere - und die hätten in ihrer Kirche die gleichen Probleme, meint Angelika. "Wir brauchen einfach Frauen, die eine andere, weibliche Sicht auf die Welt auch mächtig gestalten können", steht für die kämpferische Erzieherin fest, "wir müssen über Kriege nachdenken und müssen aus alten Strukturen raus - und diese männlichen Strukturen haben sehr viel auch mit Krieg zu tun."
Zuletzt geändert am 28.01.2010