17.2.2010 - AFP
Scharfe Kritik an Bischof Mixa wegen Missbrauchs-Äußerungen
In einem Zeitungsinterview hatte der für seine provokanten Thesen bekannte Bischof Mixa im Zusammenhang mit den Enthüllungen über den jahrelangen Missbrauch von Schülern an deutschen Jesuitenschulen mit bislang rund 100 bekannten Fällen gesagt, die "sogenannte sexuelle Revolution" sei an derartigen Entwicklungen "sicher nicht unschuldig". Ihm war daraufhin Kritik entgegengeschlagen; Grünen-Chefin Claudia Roth hatte die Äußerungen als "haarsträubend" und als eine "beispiellose Verhöhnung der Opfer sexuellen Missbrauchs" bezeichnet.
Weisner sagte, Mixas Aussagen zur Rolle der sexuellen Aufklärung und der 68er-Generationen bei den jüngsten Skandalen um Übergriffe durch Priester und Ordensleute seien "sachlich falsch" und nur ein "Entlastungsangriff", der das eigentliche Problem nicht löse. Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche habe es auch vor der 68er-Bewegung gegeben, etwa in Irland. Auch müsse die Kirche sich endlich eingestehen, dass es sich um ein systematisches Problem handle. Skandale habe es auch schon in Australien und den USA gegeben. "Wir sehen nicht nur Einzelfälle, es ist wirklich überall", sagte Weisner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
Auf heftige Ablehnung stießen Mixas Äußerungen auch beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Deren Vizepräsidentin Karin Kortmann warf ihm in der "Frankfurter Rundschau" vor, ihm fehle anscheinend der "Realitätssinn". Sie frage sich, ob die Würdenträger der Kirche das Problem der sexuellen Gewalt "überhaupt verstanden haben".
Der als Sexualaufklärer bekannt gewordene Oswalt Kolle warf Mixa Unverschämtheit vor. "Diese Verbrecher, diese Amtsbrüder von Mixa, haben Hunderte von Jugendlichen missbraucht und jetzt wird das Millionen von Menschen in die Schuhe geschoben", sagte der durch Bücher und Filme in den 60er Jahren berühmt gewordene Autor dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Kirche solle ihr "Versteckspiel" endlich beenden.
Zuletzt geändert am 18.02.2010