2.5.2010 - mainpost.de
Gläubige sollen „auftreten statt austreten“
(lby) Zehn Tage vor dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München hat die Kirchen-Volksbewegung „Wir sind Kirche“ Reformen in der katholischen Kirche angemahnt. Die Krise der Kirche sei nicht nur eine Folge der weltweit bekannt gewordenen Fälle sexualisierter Gewalt und ihrer langen Verschleierung, heißt es im Pfingstbrief 2010, der am Sonntag in München veröffentlicht wurde. Sie sei auch eine Folge der seit langem versäumten Reformen und des Versäumnis der Kirchenleitung, die Zeichen der Zeit im Geiste des Evangeliums zu deuten.
Die gegenwärtige tiefe Krise biete aber auch die einmalige Chance, den Kern des Christentums, den Kern des Katholischen neu zu entdecken und zu gestalten. Angesichts des Ausmaßes sexualisierter Gewalt forderte die Laien-Organisation die Kirchenleitung auf, sich der schmerzlichen Wahrheit zu stellen. „Das Leugnen oder reflexartige Verteidigen der Institution Kirche schadet der Glaubwürdigkeit nur noch mehr“, heißt es in dem Brief. Der Austausch einzelner Bischöfe reiche nicht mehr aus.
Die hohe Zahl von Austritten hält „Wir sind Kirche“ für nachvollziehbar. Dieses Signal müssten die deutschen Bischöfe und auch der Vatikan ernst nehmen. Die katholische Reformbewegung forderte die Gläubigen auf, „aufzutreten statt auszutreten“. Die Gläubigen sollten von ihren im Kirchenrecht vorgesehenen Möglichkeiten zur Meinungsäußerung Gebrauch machen und Strukturreformen einfordern, wie dies Hans Küng in seinem offenen Brief an die Bischöfe in aller Welt getan habe. Gerade jetzt sollten die Gläubigen die christliche Botschaft leben, die Ökumene praktizieren und für die Erneuerung der Kirche beten.
Zuletzt geändert am 03.05.2010