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Veröffentlicht am 08­.05.2010

8.5.2010 - focus.de

Kein Bischofs-Bonus für Mixa

Nach dem Rücktritt des Augsburger Bischofs Walter Mixa reichen die Reaktionen von Erleichtung bis Betroffenheit. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ fordert weitere Untersuchungen ohne „Bischofs-Bonus“.

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ begrüßte am Samstag, dass Papst Benedikt XVI. den Rücktritt von Bischof Mixa angenommen hat. Zugleich forderte die Organisation eine umfassende und rasche Prüfung aller Vorwürfe: „Dabei darf es keinen Bischofs-Bonus geben, auch wenn zunächst von der Unschuldsvermutung auszugehen ist, die das römisch-katholische Kirchenrecht selber allerdings nicht kennt.“

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann reagierte dagegen mit Betroffenheit auf den Rücktritt. „Es ist eine schmerzhafte Angelegenheit, einen Mitbruder auf diese Weise zu verlieren“, sagte Hofmann in Würzburg. Er bedauere es, dass mit Mixa ein Mitglied aus der bayerischen Bischofskonferenz ausscheide, „das viele gute Impulse“ eingebracht habe. Er habe allerdings Respekt für Mixas Entscheidung und verstehe auch den Papst.

Mixa in Gebete aufnehmen

Die Krise, in die die Kirche hineingeraten sei, müsse in aller Offenheit gelöst werden, forderte Hofmann. „Dazu gehört auch, dass wir diesen bedrückenden Vorgang ins Gebet hineinnehmen.“ Von den staatlichen Ermittlungsbehörden erhoffe er sich eine Klärung der Anschuldigungen gegen Mixa. Für den Bischof erbitte er „in dieser schwierigen Lebenslage Gottes Beistand“.

Das Bistum Augsburg will nach Mixas Rücktritt einen „Neuanfang“. Noch am Samstag soll ein Diözesanadministrator gewählt werden. Das teilte der Generalvikar des Bistums Augsburg, Prälat Karlheinz Knebel, mit, nachdem Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch am Mittag angenommen hatte.

Diözesanadministrator soll umgehend gewählt werden

Das Augsburger Domkapitel werde sich am Nachmittag zur Wahl des Diözesanadministrators zusammenfinden, der sofort die Bistumsleitung übernimmt, bis ein neuer Bischof vom Papst ernannt wird.

„Über die Zukunft von Bischof Mixa kann erst nach Prüfung und Klärung der gegen ihn in letzter Zeit erhobenen Anschuldigungen entschieden werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Gemeinsamer Neuanfang

Das Bistum Augsburg verwies erneut darauf, dass es die Missbrauchsvorwürfe gegen Mixa der Generalstaatsanwaltschaft in München zur Kenntnis gebracht habe. „Mit unserem Vorgehen folgen wir dem Anspruch der deutschen Bischöfe nach Transparenz und Wahrheit“, erklärte Knebel. „Ich bitte die Gläubigen, den Klerus und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit, die Einheit der Kirche zu wahren. Wir sind an einem Neuanfang, den wir gemeinsam versuchen müssen.“

Das Rücktrittsgesuch Mixas war am 22. April bekanntgeworden. Er hatte es nach Prügelvorwürfen im Vatikan eingereicht, um vom Amt als Bischof und als katholischer Militärbischof entbunden zu werden. Am Freitag wurde bekannt, dass das Bistum Augsburg ihn wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs angezeigt hat.

Quelle: it/apn/ddp/dpa

Zuletzt geändert am 08­.05.2010