26.05.2006 - jesus.de
»Es gibt keine Gerechtigkeit in der Kirche«
(epd) - Der vom Amt suspendierte Priester Gotthold Hasenhüttl (72) hat am Rand des Deutschen Katholikentages in Saarbrücken undemokratische Strukturen in der katholischen Kirche kritisiert. „Es gibt keine Gerechtigkeit in der Kirche“, sagte der katholische Theologe am Mittwoch in Saarbrücken auf Einladung kirchlicher Basisgruppen und der ökumenischen Zeitschrift „Publik-Forum“.
Hasenhüttl sprach von einer „absoluten Willkür einer Bischofsherrschaft“. Jeder Bischof könne in seiner Diözese wie ein absoluter Monarch oder Diktator agieren. Der Theologieprofessor hatte im nicht-offiziellen Teil des Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin öffentlich auch Protestanten zur Eucharistiefeier eingeladen. Dies ist nach katholischer Lehre nicht erlaubt. Der Trierer Bischof Reinhard Marx entzog ihm deswegen 2003 zunächst die Erlaubnis, das Priesteramt auszuüben. Anfang 2006 entzog er ihm auch die kirchliche Lehrerlaubnis.
Der Kirchenkritiker plädierte für eine Beteiligung von Laien an den Bischofswahlen, sowie für eine Begrenzung deren Amtszeit. „Mit Basisbeteiligung sähe die deutsche Bischofslandschaft sehr viel anders aus“, betonte Hasenhüttl. Der Theologe beklagte auch Rückschritte in der Ökumene. Gemeinsame Gottesdienste, die bisher möglich waren, würden von den Bischöfen verboten, sagte er.
Auf dem Katholikentag, der bis Sonntag in Saarbrücken unter dem Motto „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“ stattfindet, darf Hasenhüttl nicht sprechen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, sagte am Mittwoch vor Journalisten, die Großveranstaltung spiegele zwar die Vielfalt und Kontroversen katholischen Lebens wider, doch gebe es Grenzen. Diese Grenzen habe der suspendierte Priester mehrfach überschritten.
Zuletzt geändert am 26.05.2006