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Veröffentlicht am 25­.05.2010

25.5.2010 - Neue Westfälische

"Auch die Kirche muss sich anpassen"

Aktion "Lila Stola" der Reformer zur Priesterweihe

VON KATHARINA GEORGI

Die Bistumsgruppe der Kirchenvolksbewegung fordert, dass priesterliche Dienste auch für Frauen und Verheiratete selbstverständlich sind.


Glückwunsch und Kritik

Paderborn. Während im Dom drei junge Männer das Sakrament der Priesterweihe empfangen, macht die Bistumsgruppe der Kirchenreformer "Wir sind Kirche" mit der Aktion "Lila Stola" draußen auf den Pflichtzölibat und den Ausschluss der Frauen vom diakonischen und priesterlichen Dienst aufmerksam.

An der festlichen Weiheliturgie nahmen Familienmitglieder der Weihekandidaten Carsten Adolfs (Brilon), Jörg Heinemann (Hagen) und Markus Püttmann (Olpe) und viele Gläubige teil. Durch das Weihesakrament mit Handauflegung und Gebet des Erzbischofs Hans-Josef Becker wurden die Männer in die Gemeinschaft der Priester im Erzbistum aufgenommen.

Die Christen aufgetragene Gottesverkündigung richte sich gegen ein Gottesverständnis, in dem Gott nach eigenen Vorstellungen und Wünschen zurecht geträumt werde und gegen eine Weltanschauung, in der die Wirklichkeit nicht in ihrer ganzen Abgründigkeit und Dunkelheit wahrgenommen werde, sagte der Erzbischof in seiner Predigt. Ein reifer Glaube werde diese Abgründe nicht wegschminken, ihnen vielmehr standhalten. Die Weihekandidaten legten ihr Weiheversprechen ab und erklärten sich u. a. dazu bereit, "unter Führung des Heiligen Geistes die Gemeinde des Herrn umsichtig zu leiten." Ihre priesterlichen Gewänder, Stola und Messgewand, bekamen die Neupriester von ihren Heimatpfarrern angelegt.

"Unser jetziges Kirchensystem ist nicht zukunftsfähig", bekräftigt vor dem Dom Dr. Manfred Dümmer von der Volkskirchenbewegung "Wir sind Kirche". Die Gruppe setzt sich seit Jahren für eine Öffnung der römisch-Katholischen Kirche ein, die den diakonalen und priesterlichen Dienst für Frauen und Verheiratete verweigert. Natürlich freue man sich über die drei jungen Männer, die das Priesteramt antreten, allerdings zeige die kleine Zahl auch, wie wichtig eine Öffnung der Kirche sei.

"Gerade die Frauen sind in den Pfarrgemeinden sehr aktiv. Sie dürfen alles machen, aber keine Ämter übernehmen", kritisiert Dümmer. Immer mehr Priester legten ihr Amt nieder. "Die Priester möchten Seelsorger sein, nicht Manager von großen zusammengelegten Pfarreien", erklärt der Vorsitzende der Bistumsgruppe Paderborn.

Auch den Zwang zum Zölibat sehen die Reformer als überholt an. "Als der Zölibat eingeführt wurde hatte er - historisch gesehen - sicher seinen Sinn, aber nichts bleibt heute wie es ist und auch die Kirche muss sich anpassen". Gerade durch das Thema des sexuellen Missbrauchs, das derzeit viele Menschen bewegt, müsse der Zölibat überdacht werden. Die Bewegung "Wir sind Kirche" bietet seit 14 Jahren ein Notfalltelefon für Opfer sexuellen Missbrauchs an. Und seit langem einen Meinungsaustausch mit studierenden Priestern, der bisher jedoch nur wenige Male angenommen wurde.

"Wir sind kritische römisch-katholische Christinnen und Christen, die sich in ihrer Kirche für Reformen einsetzen, die auch im Erzbistum Paderborn längst überfällig sind. Einige Bischöfe haben sich bereits ebenfalls öffentlich in diese Richtung geäußert und wir erhoffen uns eine ähnliche Initiative auch von unserer Kirche in Paderborn."

Zuletzt geändert am 03­.06.2010