14.5.2010 - epd
Theologie-Legenden Küng und Moltmann fordern Aufbruch in Ökumene
Ökumene bedeute Erneuerung, fügte Moltmann in der überfüllten Messehalle unter Applaus hinzu: "Nicht die Einheit bringt die Erneuerung, sondern die Erneuerung bringt die Einheit." Er warnte zugleich mit Blick auf die sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche vor "protestantischem Hochmut" oder einem "evangelischen Überlegenheitsgefühl". Jetzt sei vielmehr Solidarität gefragt.
Moltmann und Küng forderten gemeinsam eine rasche Einigung in der Abendmahlsfrage. Es gebe schon lange keine theologischen Lehrdifferenzen mehr, die eine eucharistische Gemeinschaft von Katholiken und Protestanten verhinderten, betonte Moltmann. Küng sagte zum Pflichtzölibat für Priester, dieses sei ein mittelalterliches Gesetz und gehöre abgeschafft.
Der Ökumene-Experte Küng ist einer der weltweit profiliertesten christlichen Theologen der Gegenwart. Mit seinem Projekt "Weltethos" setzt sich der in Tübingen lebende Schweizer seit Jahrzehnten für die Versöhnung der Religionen ein. Mit seinen Publikationen beschwor Küng seit den 1960er Jahren einen Konflikt mit dem Vatikan herauf. Ende 1979 entzog ihm das römische Lehramt das Recht, als katholischer Theologe zu lehren.
Der Theologieprofessor Moltmann gehört zu den international bekanntesten deutschen Theologen. In Tübingen hatte er bis zu seiner Emeritierung 1994 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät einen Lehrstuhl für Systematische Theologie und Sozialethik inne. Moltmanns Bücher sind in die wichtigsten Weltsprachen übersetzt worden. Er ist mit Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet, eine der bekanntesten Vertreterinnen der feministischen Theologie.
epd cez kfr
Zuletzt geändert am 04.06.2010