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Veröffentlicht am 22­.06.2010

22.6.2010 - DPA

Fall Mixa führt zu massiver Kritik am Papst - «Causa Benedikt» (dpa-Gespräch)



Gespräch: Jürgen Balthasar, dpa

Die Wellen im Fall Mixa schlagen jetzt bis nach Rom. Denn Papst Benedikt XVI. selbst hatte Mixa zum Augsburger Bischof ernannt. Die Causa Mixa ist deshalb auch eine Causa Benedikt, kritisiert die Reformbewegung «Wir sind Kirche».

München/Augsburg (dpa) - Die Debatte um den Fall des zurückgetretenen Augsburger Bischofs Walter Mixa zeigt nach Ansicht der Reformbewegung «Wir sind Kirche» massive Strukturprobleme der katholischen Kirche und einen riesigen Reformbedarf. Der Fall Mixa sei ein Lehrbeispiel für die Defizite und die mangelnde Transparenz bei Bischofsernennungen, sagte «Wir sind Kirche»-Sprecher Christian Weisner der Nachrichtenagentur dpa. Mixa, damals noch Bischof von Eichstätt, war im Juli 2005 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Augsburg berufen worden. Dies sei eine der ersten Bischofsernennungen des jetzigen Papstes und damit auch «eine seiner ersten Fehlentscheidungen» gewesen: «Die Causa Mixa ist auch eine Causa Benedikt.»

Es könne nicht angehen, dass jetzt nach diversen Vorwürfen der Zeigefinger nur auf Mixa gerichtet werde. Die entscheidende Frage sei: «Wer kann in der katholischen Kirche Bischof werden?» Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» hält hierbei mehr Mitsprache der Ortskirchen für überfällig. «Ein Bischof muss von der ganzen Diözese akzeptiert werden und nicht nur von einzelnen Interessengruppen», sagte Weisner. Der Papst aber habe Mixa nach Augsburg geholt, obwohl es massive Vorbehalte der Deutschen Bischofskonferenz gegeben haben solle. Der Fall Mixa offenbart nach Ansicht von Weisner zugleich das Fehlen eines geeigneten Krisenmanagements in der katholischen Kirche.

Es sei schon seltsam, wenn es jetzt in Kirchenkreisen heiße, dass Vorwürfe gegen Mixa wegen einer angeblichen Alkoholabhängigkeit sowie wegen angeblicher homosexueller Neigungen schon seit vielen Jahren kursierten. Da stelle sich schon die Frage, ob der Papst auch davon gewusst habe und wenn nicht, warum dies nicht der Fall gewesen sei. Bei kritischen Geistern wie Eugen Drewermann oder Hans Küng «hat das Buschtelefon immer sehr schnell funktioniert», sagte Weisner. Es sei schon entlarvend, wenn dies bei streng konservativen Bischöfen wie Mixa nicht funktioniert habe. Ganz offenbar habe die Kirche erhebliche Defizite in ihrer internen Kommunikation.

Bischof Mixa sei zu wünschen, dass er von den Medien nicht weiter durchs Dorf getrieben werde. Aber ihm sei auch ein Mitbruder zu wünschen, der ihn von weiteren Schritten oder Interviews abhalte, die zu neuen Irritationen oder Eskalationen führen könnten. Aber hier zeige sich auch das mangelnde Krisenmanagement der Kirche. Statt sich hinter diplomatischen Formulierungen zu verstecken, wäre eine klare Ansage besser gewesen: dass der Fall Mixa für die Kirche erledigt sei, aber dass sie aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes zu persönlichen Dingen Mixas ungeachtet aller Presseberichte strikt zu schweigen habe - wie jeder andere Arbeitgeber auch.

Der Fall Mixa zeige auch die Schwierigkeiten im Kirchenrecht, einen amtierenden Bischof abzusetzen. Der Vatikan müsse sich fragen lassen, ob er die etwas schwierige Möglichkeit, einen Koadjutor als Bischofsbeistand mit Nachfolgerecht im Fall Mixa einzusetzen, nicht frühzeitig hätte nutzen sollen.

Zuletzt geändert am 22­.06.2010