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Veröffentlicht am 31­.08.2010

31.8.2010 - Frankfurter Rundschau

Dem Verbot trotzen. Katholische Laien beraten weiter

Der folgende Bericht war leider nicht mit Wir sind Kirche abgesprochen und enthält deshalb einige Unrichtigkeiten.

Der Limburger Bischof hat der Initiative "Wir sind Kirche" verboten, mit Donum Vitae zusammen zuarbeiten. Die Laien-Organisation wehrt sich. Wir sind Kirche berät weiter.

Die Initiative „Wir sind Kirche“ hat dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst das Recht abgesprochen, kirchlichen Stellen die Zusammenarbeit mit Schwangeren-Konfliktberatungsstellen zu verbieten. „Es gibt ungezählte Frauen, die täglich Gewalt erfahren, schwanger werden, bei denen der Vater des ungeborenen Kindes aus dem Leben der werdenden Mutter verschwindet“, schreibt die Vorsitzende der Initiative im Bistum Limburg, Henny Toepfer. Diesen Frauen beizustehen, ihnen Hilfen anzubieten und Wege zu suchen, sei Aufgabe der Beratungsstellen. „Diese segensreiche Arbeit kann auch ein Bischof nicht verbieten“, heißt es weiter in dem Brief, der der Frankfurter Rundschau vorliegt. Es sei eine „christliche Aufgabe für uns, dem Nächsten gegenüber zu handeln“.

Anlass des Schreibens sind die Äußerungen Tebartz-van Elsts zum zehnjährigen Bestehen der katholischen Konfliktberatungsstellen Donum Vitae in Hessen vorige Woche. Er hatte gesagt, da sich die katholische Kirche „bedingungslos für ein Ja zum Leben“ einsetze, komme für katholische Christen „der Weg, den Donum Vitae beschreitet, nicht in Frage“. Eine Zusammenarbeit kirchlicher Stellen mit der Laien-Initiative sei nicht erlaubt. Auch dürften Personen, die im kirchlichen Dienst stehen, bei Donum Vitae nicht mitwirken. Der Verein Donum Vitae stellt auch die für einen Abbruch nötige Bescheinigung aus.

Autoritäres Verhalten

„Wir sind Kirche“ unterhält in Hessen selbst eine Beratungsstelle für Schwangere in Konfliktsituationen (siehe Box), die dort wie bei Donum Vitae einen Beratungsschein erhalten können. „Ich glaube nicht, dass der Bischof diese Einrichtung bereits wahrgenommen hat“, sagt Gerd Wild von „Wir sind Kirche“. Er kritisiert ebenfalls die Haltung Tebartz-van Elsts, der sich autoritär verhalte und „über alle Köpfe hinweg“ entscheide. „Dabei können wir Frauen viel Hilfe anbieten“, sagt Wild. So würden Frauen, die sich für ihr Kind entschieden, unter anderem Kinderwagen und Erstlingswäsche zur Verfügung gestellt.

In dem Schreiben, das „Wir sind Kirche“ an den Bischof geschickt hat, steht: „Es ist uns allen geboten, Frauen in Konflikten beizustehen, wie auch immer sie sich entscheiden. Wir sehen sie mit ihrem Kind im Arm nach einer geglückten Geburt nach einer Beratung und wir sehen sie traurig nach einem Abbruch der Schwangerschaft. Wir sind aufgerufen, beide nicht verzweifelt zurückzulassen.“

Diese Arbeit, sagt Henny Toepfer, „werden wir nicht aufgeben“. Auch werde die Beratungsstelle weiterhin mit kirchlichen Einrichtungen vor Ort zusammenarbeiten. Das von Tebartz-van Elst ausgesprochene Verbot habe diese Zusammenarbeit nicht beeinträchtigt, so Toepfer. „Die Laien lassen sich ein solches Verbot nicht gefallen“, sagt sie.

Kritik auch von den Grünen

Vor einigen Tagen hatten sich Vertreter der Grünen-Landtagsfraktion, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann sowie Franz-Peter Tebartz-van Elst in Wiesbaden zu einem lange verabredeten Gespräch getroffen. Anlass waren die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, die Schlagzeilen gemacht hatten. Über den Inhalt wurde Vertraulichkeit vereinbart. Die Kritik Tebartz-van Elsts an Donum Vitae sei auch Gegenstand des Gesprächs gewesen, sagte eine Sprecherin der Fraktion. Die Grünen hatten die Kritik des Limburger Bischofs an der Arbeit von Donum Vitae in einer Presseerklärung als „Missachtung von Rechten von Frauen“ verurteilt.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Kordula Schulz-Asche kritisierte das Kooperationsverbot. Es bedeute, dass auch katholische Krankenhäuser, die Gynäkologie- und Geburtshilfestationen haben, nicht mehr mit Donum Vitae zusammenarbeiten dürften. Die Grünen hatten Tebartz-van Elst aufgefordert, sich von diesen Äußerungen zu verabschieden und sich wie sein Vorgänger Franz Kamphaus für die Beratung von katholischen Frauen in Not einzusetzen.

Zuletzt geändert am 04­.09.2010