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Veröffentlicht am 03­.10.2010

3.10.2010 - Christ in der Gegenwart

Mut zum Wandel

Im Leben, im Recht, in der Lehre gibt es auch in der Kirche einen Wandel. Die Kirche ist nicht das endgültig fest gebaute und möblierte Haus, in dem es nur den Wandel der es bewohnenden Generationen gibt, sondern eine lebendige Wirklichkeit, die selbst eine Geschichte hat. Und darum gibt es eigentlich einen Wandel in der Kirche.

Dieser hat eine verschiedene Natur und Größe, je nachdem es sich um Lebensstil, Recht, Dogma oder nicht definierte authentische Lehre handelt. Aber in all diesem Wandel hält sich eines durch: das Wesen der Kirche als gesellschaftliche Präsenz der Gnade Gottes in Christo, in Verkündigung, Kult und Leben.

Diese Geschichte des Bleibenden in der Kirche ist die Geschichte der Wirklichkeit, die unter den gesellschaftlichen Größen allein Gottes Verheißung hat, dass sie sich, ihr Wesen, nicht verliert oder selbst stirbt, wenn sie in den Fluss der Geschichte hin- absteigt.

Sie ist immer in der Geschichte und nicht am unbeweglichen Ufer, aber in dieser Bewegung trägt sich die Ewigkeit Gottes mit, sein Leben, seine Wahrheit und Treue, und darum muss sie weniger als alle anderen geschichtlichen Wirklichkeiten Angst vor dieser Geschichtlichkeit haben. Denn der Fluss der Geschichte trägt sie nicht an das Gestade des Todes, sondern des ewigen Lebens.

Karl Rahner (in der Broschüre "Das Konzil. Die Chance für die Kirche": hg. von Manfred Rasp und "Wir sind Kirche": Reprint, Mün- chen 2010).

Zuletzt geändert am 05­.10.2010