26.10.2010 - Allgäuer Zeitung
«Ich glaube, er ist ein lieber Mensch»
Mit Konrad Zdarsa ist am Wochenende der neue Diözesanbischof in sein Amt eingeführt worden. In Marktoberdorf und Umgebung hat unsere Zeitung nachgefragt, welchen Eindruck Katholiken - und evangelische Christen - von dem neuen Oberhirten haben und welche Erwartungen sie an ihn richten. «Ich glaube, er ist ein lieber Mensch»
«Seine Schlichtheit und Bescheidenheit bewegt mich», sagt Dekan Erwin Ruchte aus Görisried, der der feierlichen Amtseinführung seines neuen Chefs beiwohnte. Sehr gut habe ihm gefallen, dass sich Bischof Zdarsa nicht mit «Seine Exzellenz oder so etwas» anreden lasse, sondern einfach mit «Herr Bischof».
Überhaupt habe er von diesem einen positiven ersten Eindruck. «Ich glaube, er ist ein ganz lieber Mensch.» Dieses Gefühl habe er auch am Samstag in Augsburg gehabt, meint Ruchte: «Es war schön, wie unser neuer Bischof da auf die Leute zugegangen ist.» Das wünscht sich der Marktoberdorfer Dekan auch für die Zukunft: «Ich hoffe, er wird in aller Lebendigkeit auf die Menschen zugehen, sie anhören und ihnen neue Wege aufzeigen.»
Guter Dinge ist diesbezüglich Helga Preisinger (70) aus Marktoberdorf: «Ich denke, dass sich Bischof Zdarsa gut in die Nöte der Gläubigen einfühlen kann, weil er als Katholik in der DDR viel mitgemacht hat.» Der Marktoberdorfer Roland Mattis (79) wünscht sich vom neuen Bischof, «dass er sich Vorgänger Mixa nicht zum Vorbild nimmt. Zdarsa sollte mehr Mensch als Bischof sein.» Das sieht Sigrun Bögle (47) aus Friesenried gewährleistet: «Unser neuer Bischof hat einen guten Draht zu Jugendlichen. Das lässt hoffen für alle Gläubigen.»
Bescheidenheit und Gesprächsbereitschaft erwartet Wilhelm Müller von der Bewegung «Wir sind Kirche» von dem neuen Bischof. Zumal dieser offenbar viel besser auf die Menschen zugehen könne als sein Vorgänger, «der sich schon herausgehoben fühlte und abgehoben war».
Bischof Zdarsa solle nun das Gespräch auch mit Gruppen innerhalb der katholischen Kirche suchen, bei denen ihn Schwierigkeiten erwarten. «Ich hoffe, er ist - im Gegensatz zu Walter Mixa - offen für ein Gespräch mit uns.» Weniger Hoffnung hat Wilhelm Müller hingegen, was den theologischen Neustart unter Konrad Zdarsa betrifft: «Den Zölibat wird er nicht abschaffen können, wenn seine Bischofskollegen und der Papst nicht mitziehen.» Obwohl sich Müller - mit Blick auf priesterlose Gemeinden und «zu groß gewordene» Einsatzgebiete - wünschen würde, dass der Zölibat fällt. Zumindest solle sich der neue Bischof aber mehr um die Gesundheit seiner arbeitsmäßig oft sehr eingespannten Pfarrer sorgen.
Große Hoffnungen setzt auch Cornelia Schmid, Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Obergünzburg, auf ihren neuen Bischof. «Ich habe bestes Vertrauen, dass er seine Arbeit gut macht und den zuletzt angeschlagenen Ruf der katholischen Kirche ein Stück weit verbessert», so Schmid. Harald Deiniger, evangelischer Pfarrer in Marktoberdorf, hofft wiederum, dass der neue Bischof für die Ökumene aufgeschlossen ist. «Ich wünsche mir, dass er den katholischen Geistlichen vor Ort für die Ökumene den nötigen Spielraum und die erforderliche Rückendeckung gibt.» Zumal ein Amtswechsel immer die Chance für positive Veränderungen biete. «Er vermag manches zu öffnen, was vorher vielleicht festgefügt war», so Deininger. (hkw, tjb)
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Zuletzt geändert am 26.10.2010