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Veröffentlicht am 22­.10.2010

22. 10.2010 - KNA

Kirchenvolksbewegung: Kirchen-Dialog ohne Denkverbote führen

Essen (KNA) Die Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche» hat die deutschen Bischöfe aufgerufen, die angekündigte Dialogoffensive ergebnisoffen zu führen. Es dürfe dabei «keine Denkverbote» geben, sagte ihr Sprecher Christian Weisner am Freitag zum Auftakt der 28. Bundesversammlung von «Wir sind Kirche» in Essen. Als wichtigste Themen nannte er Gemeindefusionen, Priestermangel, Verantwortung von Laien, Zölibat und den Missbrauchsskandal. Dringend notwendig sei auch eine umfassende Diskussion über die Sexualmoral der Kirche.

Die Laien in der Kirche seien zum Dialog bereit, so Weisner. Jetzt liege es an den Bischöfen, «die ausgestreckte Hand zu ergreifen». Auch «Wir sind Kirche» sei bereit mitzumachen, etwa auf dem Katholikentag 2012 in Mannheim. Die Bischöfe hatten angekündigt, nach Missbrauchsfällen im kirchlichen Raum und der damit einhergehenden Vertrauenskrise mit einem bundesweiten Dialogprozess verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und mögliche Felder von Reform abstecken zu wollen.

Deutliche Kritik übte die Kirchenvolksbewegung an den Strukturveränderungen innerhalb der Bistümer. Durch eine großflächige Zusammenlegung von Pfarreien stehe «die Lebensfähigkeit von Gemeinden auf dem Spiel», sagte Weisner. Hier wolle die Bundesversammlung nach Lösungen suchen, wie etwa durch eine erweiterte Einbeziehung von Laien in die Gemeindearbeit die «Nähe von Kirche und Gottesvolk» gewahrt werden könne. Wichtig sei es jedoch, den Laien nicht nur immer mehr Aufgaben zu übertragen, sondern ihnen auch ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen zu geben. Nur dann seien die Menschen bereit, sich umfassend zu engagieren.

Zum Thema Missbrauch sagte Weisner: «Die Krise ist noch lange nicht vorbei.» Mit der Einrichtung der Hotline und der Bereitschaft zu Ausgleichszahlungen für die Opfer sei es nicht getan. Vielmehr müsse jetzt über Ursachen für die Missbrauchsfälle und deren jahrelange Verschleierung nachgedacht werden. Zur Diskussion stünden die gesamte Einstellung zur Sexualität, ein überhöhtes Priesterbild sowie Gehorsamkeitsstrukturen innerhalb der Kirche.

Die Bundesversammlung von «Wir sind Kirche» dauert bis Sonntag. Sie steht unter dem Thema «Die Stunde des Gottesvolkes - Wege aus der Sackgasse angesichts von Priestermangel, Pfarreienfusionen und Gemeindesterben». Vorgesehen sind Diskussionen und Workshops sowie Gastvorträge. Unter anderen spricht am Samstag der Dortmunder Pastoraltheologe Norbert Mette.

jsw/cas/

Zuletzt geändert am 26­.10.2010