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Veröffentlicht am 19­.11.2010

19.11.2010 - dpa

Reformkräfte sehen Papst-Besuch als schwierige Mission

München (dpa) - Die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» sieht im geplanten Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. im kommenden September eine schwierige Mission. Denn Benedikt treffe in Deutschland auf eine Kirche, die nach dem Missbrauchsskandal in einer tiefen Krise stecke, sagte «Wir sind Kirche»-Sprecher Christian Weisner am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in München. Auch in der Doppelrolle von Staatsbesuch und Pastoralbesuch stehe der Heilige Vater vor einem schwierigen Spagat.

Der Papst treffe in Deutschland auf eine katholische Kirche, die sich in einem großen Umbruch befinde, weil immer mehr Pfarrgemeinden wegen des Priestermangels zusammengelegt werden müssten. Zu all diesen Fragen würden die Gläubigen offene Worte ihres Kirchenoberhauptes erwarten, sagte Weisner. Auch auf viele theologische Fragen etwa zur kirchlichen Sexualmoral, zur Zulassung von Frauen zum katholischen Priesteramt oder zum gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten stünden wegweisende moderne Antworten des Vatikans aus. Auch die Frage des umstrittenen Zölibats (Eheverbots) für Priester bleibe auf der Tagesordnung.

Ein Staatsbesuch des Kirchenoberhauptes in Deutschland als einem wichtigen Land Europas sei fällig gewesen, sagte Weisner. Man dürfe gespannt sein, ob es dabei - ganz im Sinne eines Pontifex oder Brückenbauers - klare Botschaften des Papstes etwa zur Integrationsdebatte in Deutschland und zum Umgang mit dem Islam geben werde.

Zuletzt geändert am 20­.11.2010