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Veröffentlicht am 24­.11.2010

24.11.2010 - Frankfurter Rundschau

Ein Bistum in Aufruhr

Kritik am Limburger Bischof Tebartz-van Elst

Katholische Priester üben harsche Kritik am Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Die Vorwürfe wiegen schwer: Von klerikalem Dünkel ist die Rede und von selbstverliebten Ritualen. Auch an der Basis rumort es. Viele Gläubige warten auf eine Antwort des Bischofs - bisher vergebens.

Die einen meinen, es sei ein Brandbrief. Die anderen sehen das nicht so. Allenfalls ein Schreiben mit dem Charakter eines offenen Briefes sei das. Es geht um eine Stellungnahme von Geistlichen aus dem Bistum Limburg, geschrieben im Juni 2009 von einem Geistlichen, der von zehn anderen katholischen Priester unterstützt wurde. Inhalt: Kritik an der Amtsführung des Kamphaus-Nachfolgers im Limburger Bischofsamt; Kritik an Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Warum das Schreiben, das von den Verfassern als Aufschrei von Seelsorgern im Bistum Limburg bezeichnet wird, seine kirchenpolitische Sprengkraft erst jetzt entwickelt, bleibt im Unklaren. Fest steht, dass das Schreiben schon einige Zeit in den Pfarrgemeinden im Umlauf ist.

Die Vorwürfe sind schwerwiegend. Da ist von klerikalem Dünkel die Rede, vom Abtauchen der Kirchenleute, von selbstverliebten Ritualen und von Resignation der Geistlichen. Kritik wird auch laut an den geplanten neuen Strukturen im Bistum. Längst hat nicht mehr jede Pfarrei einen eigenen Pfarrer. Längst werden mehrere Pfarreien in sogenannten Pastoralverbänden zusammengezogen. Zentralisierung durch Gemeindefusionen, die allerdings schon von Tebartz-van Elsts Vorgänger Kamphaus eingeleitet worden war.

Die Gemengelage im Bistum ist unklar. Während die Gläubigen auf Antwort aus bischöflichem Mund warten, zieht sich die Bistumsleitung aufs Interpretatorische zurück und will nicht öffentlich antworten. Patricia Arndt, Pressesprecherin des Bistums sagt: „Aus unserer Sicht handelt es sich bei dem Schreiben nicht um einen Brief, sondern allenfalls um einen offenen Brief, dessen Beantwortung bei uns in der Regel nicht öffentlich erfolgt.“

Darüber hinaus gebe es, bedingt durch den synodalen Charakter der Bistumsarbeit immer wieder die Gelegenheit, in entsprechenden Foren drängende Fragen zu stellen und zu beantworten. Im Übrigen würden Briefe persönlich beantwortet. Ob man auch dem Verfasser des Priester-Hilferufs antworten wird, wollte die Sprecherin nicht beantworten.

An der Basis rumort es weiter: „Wir sind Kirche“-Sprecherin Henny Toepfer unterstützt die Kritik an Tebartz-van Elst. „Sein Stil ist an der Basis nicht nachzuvollziehen.“ Gleichwohl resümiert sie resigniert: „Wir können zwar Kritik üben, haben aber keine Chance etwas zu erreichen.“

Von Resignation unter seinen Berufskollegen berichtet auch der Runkeler Pfarrer Albert Drexelmann. Er ist Mitunterzeichner des kritischen Schreibens. „Viele Priester haben resigniert, obwohl sie vorher engagiert waren. Da ist der Bischof nicht ganz unschuldig dran“, wird der Geistliche zitiert.

http://www.fr-online.de/rhein-main/ein-bistum-in-aufruhr/-/1472796/4864344/-/index.html

Zuletzt geändert am 24­.11.2010