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Veröffentlicht am 26­.02.2010

26.02.2010 - SR-online.de

„Wir werden sehr genau hinschauen“

Interview mit Christian Weisner, SR 1 Europawelle, 26.02.2010, Länge: 2:28 Min.

Die katholische Kirche hat nach den Missbrauchsvorfällen in mehreren Schulen erste Schritte ergriffen, um weitere Übergriffe zu verhindern. Christian Weisner von der Initiative "Wir sind Kirche" forderte im SR 1-Interview nun ein konsequentes Vorgehen.


(26.02.2010) Christian Weisner, Initiator der katholischen Initiative „Wir sind Kirche“, geht mit der Führung der Katholiken hart ins Gericht. Im Interview mit SR 1 Europawelle warnte er die Kirche davor, weiterhin Vertuschungspolitik zu betreiben. Es drohe ein Imageverlust.

Externe Fachleute am Zug

So reiche es nicht aus, die Missbrauchsfälle, die in dieser Woche unter anderem in Homburg bekannt geworden sind, durch Theologen aufzuarbeiten. Vielmehr seien nun externe Fachleute gefragt, sich der Sache anzunehmen. Theologen könnten diese Aufgabe allein „wegen ihrer Qualifikation“ nicht leisten, auch wenn sie Bischof sind. Enttäuscht zeigte sich Weisner von der Ablehnung eines runden Tisches, den das Bundesjustizministerium angeboten hatte.

Eine Frage der Einstellung

Die katholische Kirche lebe „immer noch in der Vorstellung, alles in ihrem eigenen Rechtsrahmen lösen zu können“, betonte Weisner. Dies müsse nun ein Ende haben. Andernfalls schade dies dem Ruf der Kirche. Alle Jugendlichen in kirchlichen Organisationen müssten sicher sein können, dass es keine „Grenzüberschreitungen“ irgendwelcher Art gebe.

Verfahren gewinnt Dynamik

Aktuell gewinne die Problematik eine „neue Dynamik“. So habe die Bischofskonferenz noch am Montag lediglich ihre Leitlinien überprüfen wollen. Durch das Bekanntwerden von weiteren Missbrauchsfällen sei die Kirche mit einem Ansehensverlust konfrontiert worden, der zu schnellerem Handeln geführt habe. Für Christian Weisner muss dieses Tempo nun beibehalten werden. Seine Initiative werde „sehr genau hinschauen“, wie es jetzt weiter geht. (red)

Hintergrund

Die Initiative „Wir sind Kirche“ ist 1995 aus einem Kirchenvolksbegehren hevorgegangen. Sie strebt eine Reformpolitik innerhalb der Kirchengemeinde an und sieht sich selbst als „Stimme des Kirchenvolkes“. Christian Weisner ist Vorsitzender der Organisation, die sich unter anderem für die Abschaffung des Pflichtzölibats ausspricht. Die Gruppierung wird von der katholischen Kirche nicht anerkannt.

http://www.sr-online.de/nachrichten/1668/1029309.html

Zuletzt geändert am 18­.12.2010