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Veröffentlicht am 31­.01.2011

31.1.2011 - Mittelbadische Presse

»Es gibt keinen Grund für ein Zölibat – weder theologisch noch biblisch«

»Für jeden, der sich ein bisschen damit auseinandersetzt, ist es ganz eindeutig: Es gibt keinen Grund für ein Zölibat, weder theologisch noch biblisch«, sagt Michael Hummel. Der 63-jährige Rechtsanwalt und frühere CDU-Stadtrat setzt sich seit vielen Jahren kritisch mit der katholischen Kirche auseinander.

2008 hat er in Offenburg die Publik-Forum-Lesertreff gegründet, das sich mit Themen auseinandersetzt – und da ist man schon einen Schritt weiter: »Es wird bereits über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt diskutiert. « Die Altkatholiken, die ja auch die Unfehlbarkeit des Papstes nicht als Dogma anerkennen, hätten das bereits verwirklicht: »Sie haben all das, was wir uns wünschen, realisiert.«

Selbst Erzbischof Robert Zollitsch habe laut Hummel eingeräumt, dass ein Zölibat biblisch nicht haltbar sei, aber »dann knickt das Episkopat wieder ein vor Rom«, kritisiert Hummel. Er plädiert für eine Abschaffung, dann »wäre mit Sicherheit die Zahl der Priesteramtskandidaten höher «. Bereits jetzt gebe es viele Laien, die gerne priesterlich arbeiten, aber auch gerne heiraten würden.

Die Kirche täte gut daran, die Seelsorge wieder in den Mittelpunkt zu stellen. »Die Priester können sich kaum mehr der Seelsorge widmen: Sie sind beschäftigt mit der Verwaltung der Seelsorgeeinheiten, die immer größer werden «, kritisiert Hummel. So bleibe immer weniger Zeit zu helfen, wenn Probleme auftauchen, aber auch, um die spirituelle Führung zu übernehmen.

Wie sehr die sich verschlechternden Bedingungen die Priester belasten, zeige laut Hummel das Angebot für Priester, sich zu erholen. Wenn die katholische Kirche das Zölibat nicht diskutiere, »fährt der Karren an die Wand«. Doch nach Hummels Einschätzung »muss das von oben kommen, von unten wird man nichts erreichen können.« bek

Zuletzt geändert am 01­.02.2011