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Veröffentlicht am 04­.02.2011

4.2.2011 - Osnabrücker Zeitung

Theologen für mehr Mitsprache in der Kirche

Mehr als 150 katholische Professoren veröffentlichen Appell – Bischöfe reagieren zurückhaltend

Osnabrück. Mehr als 150 Theologieprofessoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wollen tief greifende Reformen in der katholischen Kirche.

„2011 muss ein Jahr des Aufbruchs für die Kirche werden“, fordern die Wissenschaftler in einer Erklärung, die sie im Internet unter der Adresse www.memorandum-freiheit.de veröffentlicht haben. Zu den Unterzeichnern gehören auch die in Osnabrück lehrenden Professoren Martina Blasberg-Kuhnke, Margit Eckholt, Ulrich Kuhnke und Georg Steins. Nach Angaben der Münsteraner Theologin Judith Könemann hat jeder dritte katholische Theologieprofessor im deutschsprachigen Raum die Forderungen unterzeichnet.Die Theologen sprechen sich nach der Kirchenkrise im vergangenen Jahr für einen offenen Dialog aus. Im Einzelnen verlangen sie:

• Die Gläubigen sollten an der Bestellung wichtiger Amtsträger wie Bischöfen und Pfarrern beteiligt werden.

• Die Kirche braucht auch verheiratete Priester und Frauen im kirchlichen Amt.

• Der Rechtsschutz und die Rechtskultur in der Kirche müssten verbessert werden. Ein erster Schritt dazu sei der Aufbau einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit.

• Es dürften nicht Menschen ausgeschlossen werden, die Liebe und Treue in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene verantwortlich lebten.

• Der Gottesdienst dürfe nicht in Traditionalismus erstarren, sondern müsse konkrete Lebenssituationen aufnehmen. Nur dann würden die Menschen erreicht.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ äußerten sich positiv zu der Erklärung. Die Deutsche Bischofskonferenz reagierte dagegen zurückhaltend.

„Das Memorandum trägt im Wesentlichen häufig diskutierte Ideen nochmals zusammen“, erklärte der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer. „Insofern ist es nicht mehr als ein erster Schritt.“

Die entsprechenden Themen verlangten dringend eine weitere Klärung. „Man benötigt ja mehr als nur ein Entgegenkommen der Bischöfe, um den in der Tat schwierigen Herausforderungen der Kirche in Deutschland zu begegnen“, betonte Langendörfer. Die Bischöfe wollten eigene Vorschläge erarbeiten, „die hoffentlich anregend und weiterführend sein werden“. (mit KNA)

http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/51197481/theologen-fuer-mehr-mitsprache-in-der-kirche

Zuletzt geändert am 04­.02.2011