29. Juni 2006 - Süddeutsche Zeitung
Eichstätt braucht Engelsgeduld
Nun sind Spekulationen der katholischen Kirche ja nicht fremd. Besonders in Personalfragen werden aus mehr oder weniger gut informierten Kreisen gerne Prophezeiungen abgegeben, lange bevor der Vatikan etwas verlauten lässt. Derzeit ist der vakante Bischofsstuhl von Eichstätt ein bevorzugtes Thema. Schon deswegen, weil viele gehofft hatten, zum Willibaldsfest am 7. Juli werde ein neuer Oberhirte in der Universitätsstadt Einzug halten.
Diese Hoffnung hat sich offensichtlich zerschlagen, auch der frühere Bischof Walter Mixa, heute Bischof in Augsburg, rechnet mit der Ernennung seines Nachfolgers erst nach dem Bayern-Besuch von Papst Benedikt XVI. im September. Er sei „erstaunt und unzufrieden“, dass die Vakanz so lange andauere, sagte Mixa unlängst der Lokalzeitung. Seit dem 1. Oktober 2005 ist der Stuhl des Heiligen Willibald verwaist, schon im Juli war bekannt geworden, dass Mixa nach Schwaben wechselt. Allerdings mussten sich in den vergangenen Jahren nahezu alle deutschen Diözesen ein Jahr bis zur Ernennung eines neuen Bischofs gedulden.
Eine Prognose über seinen Nachfolger gab Bischof Mixa nicht ab, ebenso wenig wie der Diözesanratsvorsitzende Dieter Salomon. „Über Personen spekuliere ich nicht“, sagt der. Andere haben da weniger Hemmungen. Besonders hartnäckig hält sich dabei der Name von Monsignore Wilhelm Imkamp. Der umtriebige Direktor der schwäbischen Wallfahrtshochburg Maria Vesperbild wird in Kirchenkreisen als Kandidat gehandelt, ein Gutachten, das seine Eignung als Bischof bescheinigt, soll bereits erstellt worden sein. Zudem werden dem 55-Jährigen gute Kontakte in den Vatikan nachgesagt. Allerdings sei der Monsignore schon anstelle Mixas als Bischof von Augsburg im Gespräch gewesen, das habe man dort aber zu verhindern gewusst.
Sollte Imkamp, der als sehr konservativ gilt, tatsächlich Bischof von Eichstätt werden, wird der Jubel nicht einmütig sein. „Die Gefahr besteht“, sagt etwa Walter Hürter vom Verein „Wir sind Kirche“ auf die Frage nach Imkamps Chancen. „Ich wünsche mir ein Zeichen, dass auch jemand Bischof werden kann, der nicht als besonders romtreu gilt“, sagt Hürter. Einer der Wunschkandidaten des Vereins sei etwa der Benediktiner Gregor Hanke, Abt im oberpfälzischen Kloster Plankstetten. Auch sein Name ist nicht neu im Bischofspoker.
Ein anderes Gerücht besagt, dass auf der Liste, die der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, als Empfehlung an den Vatikan schickt, der Name Karl Hillenbrand ganz oben steht. Der Generalvikar des Bistums Würzburg war schon für viele Bischofsstühle im Gespräch, ebenso oft blieb es allerdings dabei. Aus der Nuntiatur in Berlin war keine Bestätigung eines Namens zu bekommen, dafür der Hinweis, dass wohl erst nach der italienischen Sommerpause mit einer Entscheidung zu rechnen sei. Bis dahin darf weiter spekuliert werden. Über den Augsburger Weihbischof Anton Losinger etwa. Oder den Münchner Kirchenrechtler und Benediktiner Stephan Haering. Und nicht zu vergessen den Diözesanadministrator von Eichstätt, Domprobst Johann Limbacher.
Die Staatskanzlei, die einer Ernennung zustimmen muss, lege angeblich Wert darauf, endlich wieder einen Bayern als Bischof zu bekommen. Leitet doch außer Wilhelm Schraml in Passau kein gebürtiger Bayer eine bayerische Diözese. Katja Auer
Zuletzt geändert am 02.07.2006