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Veröffentlicht am 04­.02.2011

4.2.2011 - DPA

«Wir sind Kirche»: Schluss mit «Basta-Theologie»

Gespräch: Kathrin Zeilmann, dpa

Dialog statt «Basta-Theologie»: Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» fordert von den katholischen Bischöfen Gesprächsbereitschaft. Der Zölibat sei dabei nur eines von vielen drängenden Problemen in der Kirche.

Nürnberg (dpa) - Die katholische Laienbewegung «Wir sind Kirche» hat an die deutschen Bischöfe appelliert, die Rufe nach Reformen endlich aufzugreifen. «Es muss Schluss sein mit der Basta-Theologie», sagte Christian Weisner vom Bundesteam von «Wir sind Kirche» der Nachrichtenagentur dpa. Gerade der Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. im September müsse dazu genutzt werden, auch kritische Fragen offen anzusprechen. «Der Besuch darf nicht dazu führen, dass jeder Dialog und jede Erneuerungsbewegung abgewürgt wird.»

Eine Erklärung von knapp 150 Theologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich für tiefgreifende Reformen in der Kirche aussprechen, bezeichnete Weisner als «bemerkenswert». Er gab zu bedenken, dass die Wissenschaftler möglicherweise Sanktionen der Bischöfe zu fürchten haben, weil diese bei der Besetzung von Lehrstühlen mitreden dürfen. Man könne nur hoffen, dass die Bischöfe hier nicht einschreiten, sondern die Erklärung als «Angebot zum Dialog begreifen». Schließlich sprächen die Theologen nicht nur den Zölibat an, sondern stellten auch die Frage nach der Frauenordination, nach mehr Mitbestimmung für die Gläubigen und nach der Sexualmoral der Kirche.

Es gehe «Wir sind Kirche» und anderen um Reformen bemühte Stimmen nicht darum, den Zölibat, also das Eheverbot für Priester, schnellstmöglich abzuschaffen, betonte Weisner. «Aber es muss möglich sein, darüber zu reden.» Dass sich der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, klar für eine Beibehaltung des Zölibats ausgesprochen habe, sei enttäuschend. «Es ist nicht hilfreich, wenn man einen Riegel vorschiebt und Diskussionsverbote erteilt.»

Die katholische Kirche erlebe derzeit eine «spannende Zeit», sagte Weisner. Viele engagierte Katholiken dürften sich jetzt allerdings nicht den Mund verbieten lassen. «Das Kirchenvolk hat eine Stimme, die Kirchenleitung sollte darauf hören.» Um die Botschaft Jesu zu verkünden, helfe es nicht, an «alten Zölibatsgesetzen und Moralvorstellungen festzuhalten, sondern es geht darum, die Nöte der Menschen aufzugreifen».

Zuletzt geändert am 08­.02.2011