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Veröffentlicht am 18­.02.2011

18.2.2011 - Main-Post

Schweinfurt: Frohbotschaft statt Drohbotschaft verkündigen

Magnus Lux vom Bundesteam „Wir sind Kirche“ berichtet in St. Michael

(hh) Einen guten Riecher hatte die Kirchenwerkstatt von St. Michael im Herbst 2010, als sie Annegret Laakmann und Christian Weisner von der Bewegung „Wir sind Kirche“ als Kandidaten für den sechsten 1001-Christenpreis für „Mut und Zivilcourage in der Kirche“ vorgeschlagen hat, schreibt die Pfarrei in einer Mitteilung. „Die heilsame Unruhe, die seither die katholische Kirche durchweht“, sei nämlich inzwischen durch das Memorandum von über 200 deutschen Theologieprofessoren verstärkt worden. Per Internet hätten bereits etliche tausend Christen diese Resolution für einen entschlossenen Wandel mitunterzeichnet. Jeden Tag wachse ihre Zahl.

In vielen Gemeinden rumore es, auch wegen der bischöflich verordneten Zusammenlegungen der Pfarreien, berichtete in St. Michael Magnus Lux vom Bundesteam „Wir sind Kirche“. Laut Lux habe alles 1995 mit dem in Österreich gestarteten Kirchenvolksbegehren begonnen. St. Michael-Pfarrer Roland Breitenbach gehörte damals zu den Erstunterzeichnern und sammelte vor dem Schweinfurter Rathaus mehrere hundert Unterschriften für mehr Mitbestimmung in der Kirche. Fast zwei Millionen Stimmen kamen damals bundesweit zusammen.

Brennpunkt der Auseinandersetzungen, die vor allem mit den Bischöfen geführt werden, ist der Zölibat. Er hat nicht nur in Deutschland zu einem deutlichen Priestermangel geführt und lässt die Gemeinden vor Ort ausbluten. Noch immer gebe es aber Oberhirten wie jüngst auch der Würzburger Bischof, die gegen jede historische Wahrheit behaupteten, die Verpflichtung des katholischen Priesters zur Ehelosigkeit sei „apostolischen Ursprungs“ und gehe auf eine „Weisung“ Jesu zurück, hieß es bei der Veranstaltung mit Lux.

Der „Wir sind Kirche“-Vertreter: „Die Kirchenvolksbewegung bleibt bei der Forderung nach freier Wahl zwischen zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform nicht stehen.“ Gefordert werde von Anfang an der Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, die volle Gleichberechtigung der Frauen, die Verkündigung einer Froh- „statt wie gewohnt Drohbotschaft“ sowie die positive Bewertung der Sexualität. Wegen der rigiden Einstellung der Kirche zu Sex, Ehe und Familienplanung verliere die katholische Kirche derzeit die meisten Gläubigen.

Dazu müsse als sechste Forderung die Förderung des ökumenischen Zusammenlebens der christlichen Kirchen bis hin zur eucharistischen Gastfreundschaft kommen. Wer die Forderungen unterstützen will, kann sich in die in St. Michael ausliegenden Listen mit Unterschrift eintragen.

Lux bemängelte in St. Michael im Beisein von Dekan Rainer Fries und Pfarrvikar Joachim Morgenroth auch, dass es trotz der Ankündigung der deutschen Bischofskonferenz im Herbst letzten Jahres bislang zu keinem offenen oder konstruktiven Dialog über die anstehenden Fragen gekommen sei. Schon deswegen gebe es als siebte Forderung, künftig die Bischöfe in einer demokratischen Wahl nach dem altchristlichen Grundsatz zu bestimmen: „Wer allen vorsteht, soll von allen gewählt werden.“

Der 1001-Christenpreis der Gemeinde St. Michael wird an Pfingsten verliehen. Die erste Preisverleihung war vor zehn Jahren.

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Frohbotschaft-statt-Drohbotschaft-verkuendigen;art742,5989068

Zuletzt geändert am 18­.02.2011