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Veröffentlicht am 18­.02.2011

18.2.2011 - Frankfurter Rundschau

Katholische Kirche: Ein Ende der Tabus

Der Freiburger Klerus schließt sich dem Reformappell katholischer Theologieprofessoren an. Dieser verlangt, das Pflichtzölibat für Priester aufzuheben und Frauen zu den geistlichen Ämtern zuzulassen.

Der Reformappell katholischer Theologieprofessoren zieht Kreise. Nach der Übernahme durch die Basisbewegung „Wir sind Kirche“ stellen sich auch Teile des Freiburger Klerus hinter den Aufruf. Dieser verlangt, das Pflichtzölibat für Priester aufzuheben und Frauen zu den geistlichen Ämtern zuzulassen. Die Forderungen zielen auch auf mehr Demokratie in der Kirche. Mehr als 120 Freiburger Geistliche unterstützen diese Forderung per Rundbrief und im Internet (www.memorandum-priester-und-diakone-freiburg.de). Die Aktion ist insofern brisant, als der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Inzwischen haben das Papier mehr als 230 Hochschullehrer unterschrieben, etwa die Hälfte der Professoren an deutschen katholischen Fakultäten. Auch der Tübinger Theologe Hans Küng befürwortet es. Er sagte, er habe nicht auf der Liste der Erstunterzeichner gestanden, weil er nicht angefragt worden sei. Unter den Initiatoren habe es zunächst „offenbar Diskussionen darüber gegeben, ob ich katholisch genug sei, um unterschreiben zu dürfen“, sagte er der Frankfurter Rundschau.

Zwar halte er das Papier für „relativ harmlos“. Trotzdem sei er froh, „dass sich überhaupt mal wieder Theologen zu Wort gemeldet haben, die mit dem Kurs des gegenwärtigen Papstes nicht einverstanden sind“. Küng kündigte eine Vertiefung des Memorandums in seinem neuen Buch „Ist die Kirche noch zu retten?“ an, das im März erscheint.

„Keine Schwächung Zollitschs“

Der Freiburger Dompfarrer und Stadtdekan Claudius Stoffel sagte, die Geistlichen des Erzbistums wollten mit ihrer Unterstützung des Memorandums den von Zollitsch vorgeschlagenen Dialog fördern. „Inhaltlich mögen die Forderungen dem Erzbischof ungelegen sein, aber die Menschen wollen sehen, dass es in unserer Kirche keine Tabus mehr gibt.“

Bischofskonferenz und Erzbistum werteten den Vorstoß nicht als Schwächung Zollitschs. „Wir werden bestimmt auf das hören, was da vorgetragen wird, auch wenn dieses sicher nur ein erster Schritt sein kann“, so ein Sprecher Zollitschs. Der Bischof von Münster, Felix Genn, kritisierte in der Bistumszeitung „Kirche und Leben“, das Papier vertrete ein „falsches Kirchenbild“ und werde den Dialog „eher erschweren“.

http://www.fr-online.de/fr-online/fr-online/politik/ein-ende-der-tabus/-/1472596/7209596/-/index.html

Zuletzt geändert am 20­.02.2011