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Veröffentlicht am 12­.03.2011

11.3.2011 - domradio.de

Kirchenkampf um Unterschriften

Briefe, Memoranden und Petitionen von katholischen Politikern, Professoren und Gläubigen

Zum Abschluss ihrer Herbst-Vollversammlung im September 2010 hatte die Deutsche Bischofskonferenz eine Dialoginitiative angekündigt, „die sowohl sich selbst als auch die Bistümer und die Gemeinden einbezieht“. Auf dieses Versprechen berufen sich die vielfältigen Vorstöße und Appelle an die Bischöfe der vergangenen Wochen. Ein Überblick.

BRIEF VON CDU-POLITIKERN: Mit der öffentlichen Forderung an die deutschen Bischöfe nach der Abschaffung des Zwangszölibats für Priester sorgten prominente Unions-Politiker im Januar für Schlagzeilen. Die Politiker bezeichneten es als „dringend geboten“, die deutschen Bischöfe angesichts der „besorgniserregenden Zunahme des Priestermangels“ zu bitten, die Zulassung sogenannter viri probati („bewährter Männer“) zum Priesteramt zu ihrem Anliegen zu machen. Zu den Unterzeichnern gehörten Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesbildungsministerin Annette Schavan sowie die Ex-Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus.

Kardinal Walter Brandmüller kritisierte die Politiker in einem offenen Brief scharf und beklagte unter anderem eine „Kampagne“, die im Zölibat lebende Priester und auch Jesus Christus beleidige. Daraufhin wiederum wurde Brandmüller selbst ungewöhnlich scharf von Kardinal Karl Lehmann attackiert: Er „schäme“ sich für Brandmüllers Schelte.

THEOLOGEN-MEMORANDUM: Am 4. Februar veröffentlichten mehr als 140 Theologen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ein Memorandum mit dem Titel: „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“. Darin wird die Kirche aufgefordert, aus „verknöcherten Strukturen auszuziehen, um neue Lebenskraft und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen“. So müssten unter anderem die Gläubigen stärker an wichtigen Entscheidungen beteiligt werden, zum Beispiel an der Bestellung von Pfarrern und Bischöfen. Angesichts des Priestermangels brauche die Kirche „auch verheiratete Priester und Frauen im kirchlichen Amt“. Ferner plädieren die Theologen dafür, Homosexuelle sowie wiederverheiratete Geschiedene nicht auszuschließen.

Die Zahl der Unterzeichner des Memorandums ist zwischenzeitlich auf mehr als 300 gestiegen, darunter sind auch rund 70 Theologen aus nicht-deutsprachigen Ländern. (memorandum-freiheit.de)

UNTERSTÜTZUNGSAKTIONEN: Gut eine Woche nach der Veröffentlichung des Memorandums starteten Reformbewegungen eine Unterschriftenaktion für einen Kurswechsel in der Kirche. Im Internet (kirchenaufbruch-jetzt.de) und in Pfarreien wurden Gläubige aufgerufen, durch ihre Unterschrift die Forderungen der Theologen zu unterstützen. „Hoffentlich hegen Sie noch die Hoffnung, dass die Christinnen und Christen die katholische Kirche verändern können“, heißt es in dem Aufruf. Das Theologen-Memorandum weise einen Weg in die Zukunft, heraus aus der Kirchenkrise.

Bis Freitagmittag kamen nach Angaben der Organisatoren fast 50.000 Unterschriften zusammen.
Weitere 10.000 sammelten die Initiatoren einer Online-Petition zur Unterstützung des Memorandums (kirche2011.de). Rund 350 katholische Religionslehrer unterschrieben außerdem einen „Aufruf zur Solidarität“ mit dem Unterzeichnern des Memorandums (fuereinenoffenendialog.wordpress.com)

PETITION PRO ECCLESIA: Als öffentliche Antwort auf den Brief der CDU-Politiker und Theologen-Memorandum konzipierten kirchentreue Katholiken am 8. Februar ihre „Petition Pro Ecclesia“: „Diesem unredlichen Verhalten von Theologen und Politikern treten wir entgegen, indem wir uns deutlich und vernehmbar an die Seite unserer Bischöfe stellen und unsere Einheit mit dem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., bekunden“, heißt es darin. Die Bischöfe werden aufgerufen, den Forderungen „mit aller Entschiedenheit“ entgegenzutreten und sich klar zum Zölibat zu bekennen. Im angekündigten Dialog dürften die Grundfesten der Kirche nicht zur Disposition gestellt werden.

Am Freitagmittag schlossen die Initiatoren ihre Unterschriftenlisten. Insgesamt unterzeichneten den Aufruf rund 12.000 Katholiken, darunter auch viele Theologieprofessoren. (petitionproecclesia.de)

(dapd)

http://www.domradio.de/aktuell/72004/kirchenkampf-um-unterschriften.html

Zuletzt geändert am 12­.03.2011