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Veröffentlicht am 14­.03.2011

14.3.2011 - Financial Times Deutschland

Bischöfe beraten über Reformen und Papstbesuch

Vor allem solle der angekündigte Dialog mit den Laien über Reformen in der Kirche vorangetrieben werden, kündigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, an. Der von ihm im Herbst 2010 angebotene Dialog gehe «langsamer, als wir uns das vorher dachten», räumte Zollitsch ein. Er sei aber überzeugt, zum Ende der Versammlung am Donnerstag konkrete Ergebnisse präsentieren zu können.

Die Laienbewegung «Wir sind Kirche» forderte die Bischöfe zum Dialog auf. «Wenn die Kirche nicht zum Dialog fähig ist, wird sie ihre Glaubwürdigkeit nicht wiedergewinnen», sagte «Wir sind Kirche»-Sprecher Christian Weisner in Paderborn. «Die Bischöfe sind sprachlos, handlungsunfähig. Die Bremser scheinen die Oberhand gewonnen zu haben.»

«Wir sind Kirche» unterstützt den Aufruf von ursprünglich 144 Theologen von Anfang Februar, die deutliche Veränderungen in der Kirche fordern. Zu den Forderungen gehören Mitbestimmung der Gläubigen, kleinere Gemeinden, das Ende des Pflichtzölibats sowie die Möglichkeit für Verheiratete und Frauen, Pfarrer zu werden. Inzwischen hätten 309 Theologen die Erklärung unterzeichnet. Mehr als 63 000 Menschen hätten ihre Unterstützung bekundet. Das Memorandum werde auch Teil der Bischofsgespräche sein, sagte Zollitsch.

Es gebe eine Krise der Kirchenleitung, nicht des Glaubens, betonte Weisner. In den vergangenen 21 Jahren seien fast 2,8 Millionen Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Kritisch beurteilte die Laienbewegung auch die von den Bischöfen angekündigte Entschädigung von Kindern und Jugendlichen, die von Angehörigen der Kirche sexuell missbraucht wurden. Die Opfervereinigung «Eckiger Tisch» sprach von einer Verhöhnung der Opfer.

Die Entschädigung von maximal 5000 Euro sei auch ein symbolischer Akt, betonte Zollitsch. «Es kann das, was Einzelne erlitten haben, nie mit Finanzen ausgeglichen werden.»

Zum Auftakt des Eröffnungsgottesdienstes am Abend wollten die Bischöfe in einen Bußakt Gott um Verzeihung bitten. Es habe große Verfehlungen von Männern der Kirche gegeben, sagte Zollitsch nach einem vorab verbreiteten Predigttext am Abend im Dom. Man bete für die Opfer und bitte Gott um Verzeihung.

«Die Bischöfe bitten Gott um Verzeihung», sagte Sigrid Grabmeier von «Wir sind Kirche». «Ich fände es besser, wenn sie die Opfer um Verzeihung bitten würden.»

Weitere zentrale Themen der 69 Bischöfe sind die Ökumene, das Programm des Papstbesuches in Deutschland im September und die Präimplantationsdiagnostik (PID), also Gentests an künstlich erzeugten Embryonen. Ohne ein klares Nein zur PID «wird eine Tür geöffnet und es ist dann kein Halt mehr, dass sich der Mensch zum Herrn über den Menschen macht». Dann würden die Menschen künftig entscheiden, wer mit welchen Fähigkeiten und mit welchen Krankheiten geboren werden dürfe. In dieser Woche debattiert der Bundestag über die Zulassung der PID.

Die Bischofskonferenz ist das höchste Gremium der katholischen Kirche in Deutschland. Die erste Versammlung war 1848 in Würzburg. Erstmals tagen die Bischöfe in diesem Jahr in Paderborn.

dpa

http://www.ftd.de/politik/deutschland/:bischoefe-beraten-ueber-reformen-und-papstbesuch/60025418.html

Zuletzt geändert am 07­.04.2011