11.3.2011 - Neue Osnabrücker Zeitung
Kritiker der katholischen Kirche kommt in die jüdische Schule Lingen
Lingen. „Heinrich Missalla ist wesentlich geprägt vom Unheil der Hitlerherrschaft, insbesondere vom Krieg gegen Russland, an dem er selbst teilnehmen musste, und hat sich unter dem Eindruck dieser furchtbaren Erfahrung nach dem Krieg mit bewundernswertem Engagement um Versöhnung und Frieden bemüht und die Arbeit dafür eingesetzt.“ So heißt es in der Einladung des Forums Juden-Christen zum siebten und damit letzten Lehrhausabend im Halbjahr 2010/11 am kommenden Mittwoch, 16. März.
Ab 19.30 Uhr wird Heinrich Missalla, ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Religionspädagogik an der Universität Essen-Duisburg, in der Jüdischen Schule in Lingen aus seinem Buch „Nichts muss so bleiben, wie es ist. Mein katholisches Leben im 20. Jahrhundert“ lesen und anschließend darüber diskutieren.
Wie heißt es in einer Rezension von Christian Weisner zu diesem Buch: „Dieses Buch ist Mahnung und Ermutigung zugleich. Mit den Augen eines wachen Zeitzeugen zeigt es eindrücklich die Verflechtung des persönlichen Lebensweges einerseits mit der politischen Entwicklung (vom Nazi-Deutschland über die Wiederbewaffnung Deutschlands bis hin zur Friedensbewegung) und andererseits mit der kirchlichen Entwicklung (von Papst Pius XII. über Johannes XXIII. bis hin zu Ratzinger/Benedikt). Welche Schlüsse zieht Heinrich Missalla aus alledem? Zwischen dem resignierenden Rückzug in private Nischen, der den Kirchenfunktionären das Feld überlässt, und dem Auszug mit Protest aus der real existierenden römisch-katholischen Kirche empfiehlt Missalla einen dritten Weg: den fast aussichtslos erscheinenden zähen Kampf, ohne Bitterkeit und ohne Illusionen.“ Laut einer Pressemitteilung des Forums Juden-Christen hat sich Missalla darüber hinaus aber auch als gedankenstarker und wortgewaltiger Kritiker der katholischen Amtskirche profiliert und gehört somit auch zu den Autoren und Initiatoren des jüngst von inzwischen 300 katholischen Theologie-Professoren verfassten Memorandums „Kirche 2011 – ein notwendiger Aufbruch“, das inzwischen von annähernd 40000 Menschen mitunterzeichnet wurde. Ganz sicher werden wir und wollen wir auch darüber mit ihm ins Gespräch kommen. „Daher gehe ich davon aus, dass es ein überaus spannender Abend werden wird“, betonte Heribert Lange vom Vorstand des Forums.
http://www.noz.de/lokales/52081646/kritiker-der-katholischen-kirche-kommt-in-die-juedische-schule-lingen
Zuletzt geändert am 15.03.2011