18.3.2011 - Westfalen-Blatt
»Besinnungstage reichen nicht«
Paderborn (WB/rb). Enttäuscht, aber nicht entmutig von den Beschlüssen zeigt sich Christian Weisner, Sprecher von »Wir sind Kirche«.
? Findet der in Paderborn abgesteckte Weg zum Dialog Ihre Zustimmung?
Christian Weisner: Nein, das ist weniger als eine Dialoginitiative, vielleicht ein Gesprächsprozess, aber auch kaum mehr als eine geistige Besinnung. Das alles ist nicht falsch, aber das haben wir auch in den Diözesansynoden seit Jahrzehnten gehabt. Es löst nicht die Probleme, die durch den Missbrauchsskandal deutlich geworden sind. In dieser großen Krise ist das Ergebnis von Paderborn nur ein kleines Trostpflaster.
? Zölibat, Frauenfrage und alles, was Rom entscheidet, soll außen vor bleiben...
Weisner: ... was ein völlig falscher Weg ist. Es gibt in vielen Ländern ähnliche Anliegen. Es wäre eine Aufgabe der Bischöfe, das nach Rom weiterzugeben. Wenn sie schon vorher Nein sagen, machen sich die deutschen Bischöfe schwächer als sie sind. Zollitsch selbst hat gesagt, dass die deutsche Kirche die Priesterausbildung in Afrika und Lateinamerika fast allein finanziert. Er hat erwogen, dass sich die deutschen Hilfswerke Misereor, Adveniat und Renovabis vielleicht einmal verweigern sollten, um auf Rom Einfluss zu nehmen. Die deutsche katholische Kirche ist theologisch und finanziell gut aufgestellt. Wir brauchen eine Weiterentwicklung und nicht nur Besinnungstage.
? Kardinal Marx predigt nicht gegen Reformen, sagt aber, es sei wichtiger, den Glauben zu vertiefen.
Weisner: Gerade Marx als Sozialethiker sollte wissen, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Mangelnder Glaube hat auch damit zu tun, dass bestimmte Fragen in der Kirche nicht gestellt werden können. Allein die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche steht für ein Menschenbild, das theologisch nicht haltbar ist.
? Geben Sie auf?
Weisner: Nein, die breite Debatte, die das Memorandum der deutschen Theologieprofessoren ausgelöst hat, ist nicht mehr zu stoppen. Die Aktion www.kirchenaufbruch- jetzt.de geht bis zum Papstbesuch weiter.
Zuletzt geändert am 23.03.2011