30.3.2011 - Donaukurier
Fall Mixa: Gut, dass alles zur Sprache gekommen ist
"Es ist gut, dass das alles zur Sprache gekommen ist", findet auch Peter C. (Name geändert). Seine persönliche Geschichte mit Bischof Walter Mixa ging so: Er war als Jugendlicher aus dem Heim ausgerissen, er wurde gefasst und zurückgebracht. Die Schwestern führten ihn in ein Zimmer, in dem er auf den damaligen Stadtpfarrer warten sollte. "Damit er mit mir spricht", dachte er. Mixa sei dann nur reingekommen und habe ihm wortlos eine geschmiert. Auch seine Schwester lebte im Heim, auch sie war geschlagen worden, nicht nur vom Stadtpfarrer, auch von den Ordensschwestern.
Im Zuge der Affäre wurden sie aus dem Heim abgezogen. Peter C. kann für sie heute so etwas wie Milde aufbringen. "Ich bin selbst in der Altenpflege im Schichtdienst tätig", sagt er. Wenn er sich heute vorstellt, dass er über Wochen, Monate jeden Tag, jede Nacht arbeiten müsste – er wäre auch überfordert, so, wie wohl die Schwestern, die meist wie ausgewechselt waren, wenn sie aus dem Urlaub kamen. Für Bischof Mixa bringt er dieses Verständnis nicht auf.
Dabei waren in der Diskussion vor einem Jahr nicht die Watschen das Problem. Das sagen viele im Schrobenhausener Land, wo alles passierte, Beteiligte wie Unbeteiligte. Was die Menschen auf die Palme brachte, war die mutmaßliche Lüge, das späte Eingestehen, jenes "Ich kann die eine oder andere Watschn nicht ausschließen". Das Gefühl, er würde womöglich damit durchkommen, machte viele der Betroffenen damals fertig.
Herbert Tyroller, Diözesangruppensprecher der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" in Augsburg, hatte es etwa drei Wochen nach dem Aufkommen der Affäre ausgesprochen: "Mixa wird das aussitzen", mutmaßte er, als der Bischof gerade wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren begann. "Das war der Moment, wo ich wirklich Angst bekam", sagt Peter C., "da fürchtete ich, dass wir nach all dem am Ende tatsächlich als Lügner dastehen würden."
Zumal Mixa die früheren Heimkinder ja von Anfang an als Lügner darstellte. "Das war schlimm, zumal ja Heimkinder ohnehin nicht auf der Sonnenseite des Lebens aufwachsen", sagt er. "Ich hoffte sehr, dass man an der Sache dran bleibt."
Lisa M. ging es ähnlich. "Er hat das alles so abgetan, und so viele Leute glaubten ihm. Ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein!" Am Ende konnte sich Mixa nicht halten. Die Abberufung nahmen beide fast emotionslos auf; da war es schon rum, irgendwie.
Von Mathias Petry
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Zuletzt geändert am 31.03.2011