| |
Veröffentlicht am 28­.04.2011

28.4.2011 - telepolis

Basiskirchliche Initiative gegen Kanonisierung durch den Vatikan

Befreiungstheologe Jon Sobrino SJ aus El Salvador unterstützt den Aufruf "San Oscar Romero"

Neben den Bischöfen Jacques Gaillot (Frankreich, vom Vatikan 1995 amtsenthoben) und Luiz Flavio Cappio OFM vom Amazonas haben in kurzer Zeit 65 Professorinnen und Professoren der Theologie den basiskirchlichen, ökumenischen und internationalen Gedenkaufruf zur von unten erfolgten Heiligsprechung des salvadorianischen Märtyrerbischofs Oscar Romero mit unterzeichnet (vgl. San Romero de America und die Heiligsprechung der Armen).

Unter den Unterzeichnenden befinden sich jetzt weltweit bekannte Vertreter der Befreiungstheologie wie Tissa Balasuriya (Sri Lanka), Leonardo Boff (Brasilien), Franz Josef Hinkelammert (Costa Rica), Carlos Mesters (Brasilien) und Paulo Suess (Brasilien). Nach Telepolis-Informationen ist heute die namentliche Unterstützung des Jesuiten Jon Sobrino aus El Salvador eingetroffen, der zu den Mitarbeitern des am 24. März 1980 ermordeten Oscar Romero gehörte und beim Anschlag eines Mordkommandos der Militärs auf seine Kommunität am 16. November 1989 auch seine Mitbrüder und Hausgenossen verloren hat. Sonrino selbst war zum Zeitpunkt des Anschlags wegen einer Reise nicht in San Salvador zugegen.

In der heutigen Ausgabe von Christ & Welt (Beilage zur ZEIT) kritisiert der ehemalige Bundesminister und Mitunterzeichner Heiner Geißler scharf, dass der Vatikan die lateinamerikanische Kirche der Armen während der Amtszeit von Papst Johannes Paul II in Stich gelassen und gemaßregelt hat. Karol Wojtila habe stattdessen die falschen Leute, z.B. den Gründer des Opus Dei, als Vorbild angepriesen.

Während der aktuelle Aufruf an eine durch Christen auf der ganzen Welt bereits vollzogene Heiligsprechung oder Seligpreisung von Oscar Romero erinnert, soll Karol Wojtila am Sonntag in Rom von der obersten Kirchenleitung erst noch für selig erklärt werden. Es wird mit einem großen Medienereignis gerechnet.

Die österreichische Kirchenvolkbewegung hält eine zentralistische amtliche Kanonisation ohne Beteiligung der Gläubigen und mit kostspieligen Prozessen überhaupt für fragwürdig:

"'Wir sind Kirche' fordert, dass die Vorbilder, die in der gesamten Kirche zur Nachfolge Jesu inspirieren und ermutigen, dem Sinn aller Glaubenden (sensus fidelium) entsprechen müssen. Das Kanonisierungsverfahren von oben, das oft mit enormen Geldsummen vorangetrieben wird, ist zumindest mit einer demokratischen Erhebung von unten zu ergänzen."

G.H.

http://www.heise.de/tp/blogs/6/149749

Zuletzt geändert am 29­.04.2011