6.5.2011 - Rheinische Post
Meisner setzt Religionslehrer ab
Köln Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, hat dem promovierten Theologen und Autoren David Berger (43) die Erlaubnis entzogen, weiter Religionsunterricht an einem staatlichen Gymnasium in Erftstadt zu erteilen. Anlass für den Entzug der sogenannten Missio canonica sind eine Reihe abfälliger Äußerungen des bekennenden Homosexuellen Berger über Papst Benedikt XVI. und andere Geistliche.
Aber nicht nur die ins Sexuelle driftenden, süffisanten Talkshow-Bemerkungen über Kirche und Kleriker sowie eine im Vorjahr auf den Markt gebrachte "Generalabrechnung" mit seiner Kirche in Buchform, sondern auch Bergens offenes Bekenntnis zur praktizierten Homosexualität hat Meisners Entscheidung beeinflusst. Dies geht aus einer Erklärung des Erzbistums hervor. Darin heißt es, Berger habe unwidersprochen "den Anschein gesetzt", in Lehre und Lebensführung mit den moralischen und gesetzlichen Normen der Kirche nicht übereinzustimmen. Damit habe der Religionslehrer "das für den Verkündigungsauftrag unverzichtbare Vertrauen des Bischofs zerstört". Berger könne deshalb nicht mehr glaubwürdig im Auftrag der Kirche katholischen Religionsunterricht erteilen. Im Erzbistum Köln gibt es nach Aussagen eines Sprechers 4700 Lehrer für das Fach katholische Religion – bei 1800 Schulen, wovon wiederum 35 in erzbischöflicher Trägerschaft sind.
Dem Entzug der "Missio canonica" war ein von Kardinal Meisner angeordnetes förmliches Prüfungsverfahren des Erzbistums Köln vorausgegangen. Geistliche, Religionslehrer und Kirchenrechtler durchforsteten Bergers polemisches Buch "Der heilige Schein". Darin fasst der Autor seine Erfahrungen als Homosexueller in der Kirche in einem anklägerischen, die kirchliche "Bigotterie" geißelnden Ton zusammen. Außerdem vergewisserte sich die Kommission der weitgehend als unverfroren empfundenen Talkshow-Äußerungen Bergers zulasten von Priestern und Papst. Der Angeschuldigte erhielt Gelegenheit zu einer schriftlichen Stellungnahme, persönlich angehört wurde er allerdings nicht, was er seinerseits kritisiert hatte.
Berger erklärte, er sei enttäuscht und erschüttert über Meisner. Die Protestbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte die Entscheidung als Ausdruck von Homophobie in der katholischen Kirche. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, nannte den Kardinal einen Prediger der Intoleranz, weil er Homosexuelle diskriminiere. Demgegenüber betonte der Sprecher des Erzbistums, nicht die Homosexualität als solche habe zum Lehrauftrags-Entzug geführt, sondern das von Berger zerstörte Vertrauensverhältnis.
http://nachrichten.rp-online.de/politik/meisner-setzt-religionslehrer-ab-1.1148304
Zuletzt geändert am 06.05.2011