| |
Veröffentlicht am 13­.05.2011

13.5.2011 - Main-Post

Diözese widersteht der Versuchung

Zur Seligsprechung von Pfarrer Georg Häfner

Wissend um die Problematik, dass Georg Häfner in der täglichen seelsorgerischen Arbeit als Dorfpfarrer in Oberschwarzach nicht die allerbeste Figur abgegeben hat, sondern eher als frömmelnd, stur, autoritär und eigenbrötlerisch wahrgenommen wurde, hat die Diözese in realistischer Einschätzung der Sachlage gut daran getan, ihm anlässlich seiner Seligsprechung am Sonntag, 15. Mai im Würzburger Dom nachträglich keinen künstlichen Heiligenschein zu verpassen.

Dieser Versuchung gerade in einer von Missbrauchsskandalen, Kirchenaustritten und der Diskussion ums Zölibat überlagerten Zeit widerstanden zu haben, ist sicher auch eine neue Qualität im Umgang der Verantwortlichen mit einem Seligen.

Der am 20. August 1942 aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen im Konzentrationslager Dachau im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Krankheit, Hunger und Entkräftung gestorbene Priester soll stattdessen künftig vielmehr für einen Glauben herhalten, der „alltagstauglich“ ist. In der Tat können die Menschen auf diesem Gebiet einiges an ihm entdecken.

Häfner war als Pfarrer eher sperrig, mit Ecken und Kanten, meist introvertiert und zugeknöpft, dann wieder impulsiv, zornig und cholerisch – und er war kein Mann des großen Wortes. Er hat aber bis zum letzten Tag unbeirrbar an seinem Glauben festgehalten und ihn gelebt, wie er auch bis zum letzten Tag den Nationalsozialismus entschieden, unbeugsam und konsequent als Irrglauben abgelehnt hat.

Gerade im Konzentrationslager Dachau erwirbt sich Häfner durch sein unerschütterliches Gottvertrauen, seine Heiligkeit und durch seine Unbeugsamkeit zugleich die tiefe Bewunderung der mit ihm inhaftierten Priesterkollegen.

So dient der in Würzburg geborene Gottesdiener einerseits als Vorbild, andererseits wieder nicht. Er ist eben ein Mensch mit Stärken und Schwächen und damit durchaus alltäglich. Und er ist und bleibt nur ein Beispiel stellvertretend für all die vielen anderen, die unter dem Joch von Diktaturen und Terrorregimes für ihren Glauben und ihre Überzeugung bis in den Tod den Weg treuer Christusnachfolge gegangen sind oder gehen.

Aber natürlich ist und bleibt jede Seligsprechung, wie jede Heiligsprechung als die höchste Stufe der kirchlichen Verehrung auch, ein Instrument. Und so wird auch Georg Häfner in gewissem Maße von seiner Kirche instrumentalisiert, obwohl er das selbst vielleicht gar nicht gewollt hätte.

Aber so wie seine Seligsprechung am Sonntag keine posthume Verleihung eines Tapferkeits- und Verdienstordens der katholischen Kirche an ihn ist, so wird sie sicher im Alltag nicht als Zauber- und Allheilmittel dazu taugen, dass das Gottesvolk über Nacht wieder die Kirchentüren im Bistum einrennt.

Da bedarf es schon weitaus mehr als eine für rund 300 000 Euro mit reichlich Büchern, Broschüren, Flyern, Filmen, Videos, Vorträgen, einem eigens komponierten und aufgeführten Häfner-Oratorium, einer neuen Gedenkstätte in Oberschwarzach, zahlreichen Gottesdiensten, Wallfahrten, Kreuzwegen und all den anderen Veranstaltungen garnierte Seligsprechung.

Das Wissen darum kann und darf dann auch diejenigen etwas beruhigen, die wie die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ derartige Seligsprechungen als unzeitgemäß empfinden und kritisieren.

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Leitartikel-Dioezese-widersteht-der-Versuchung;art769,6143968

Zuletzt geändert am 14­.05.2011