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Veröffentlicht am 14­.05.2011

14.5.2011 - Mannheimer Morgen

Vatikan stärkt "Alte Messe"

Von unserem Korrespondenten Stefan Küpper

Rom. Der Vatikan gibt traditionsbewussten Katholiken mehr Freiraum, die Liturgie nach dem Ritual der umstrittenen "Alten Messe" zu feiern. Bei dieser Form des Gottesdienstes steht der Priester mit dem Rücken zur Gemeinde und spricht Latein. Die Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" präzisierte gestern gleichzeitig das apostolische Schreiben "Summorum pontificum" Benedikts XVI. von 2007. In diesem hatte der Papst die alte Lateinmesse wieder zugelassen, was damals für heftige Aufregung gesorgt hatte. Vatikankritiker warfen dem Papst vor, zu sehr auf konservative Kreise der katholischen Kirche wie etwa die Pius-Bruderschaft mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson zuzugehen.

Keine bischöfliche Erlaubnis

Die Päpstliche Kommission nun hat mit dem gestrigen Schreiben einige Dinge klargestellt. So brauchen Priester nicht mehr die Erlaubnis ihres Bischofs, wollen sie mit einer "dauerhaft bestehenden Gruppe von Gläubigen" eine Messe in der alten Form feiern. Eine Klarstellung gibt es in der Instruktion auch für die Möglichkeit, zwischen Gründonnerstagabend und Ostersonntag Messen feiern zu dürfen. Die Firmung etwa, so ein weiteres Beispiel aus den Instruktionen, darf auch nach dem alten Brauch gespendet werden.

Zur Vorgeschichte: Nach dem Schreiben aus dem Jahr 2007 war einiges im Unklaren geblieben, was in der kirchlichen Praxis zu vielfältigen Problemen geführt hatte. Der Vatikan möchte aber "die Versöhnung innerhalb der Kirche fördern". Zugleich erachtet er den alten Ritus als einen "wertvollen Schatz, den es zu bewahren gilt". Außerdem, so vermerkt das Schreiben, "nimmt die Zahl der Gläubigen zu, die darum bitten, die außerordentliche Form gebrauchen zu dürfen".

Was für Deutschland nur begrenzt gilt, wie der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, gestern in Rom sagte. Das Interesse an Messen nach altem Ritus sei zwar seit 2007 leicht gestiegen insgesamt aber "gering".

Kritik aus Deutschland

Kritik an den Bestimmungen äußerte gestern die Sprecherin des Bundesteams von "Wir sind Kirche" in Deutschland, Sigrid Grabmeier. "Die Ausweisung der neuen Instruktionen ist eine logische Folge der allgemeinen Wiederzulassung des tridentinischen Ritus. Gerade auch hinsichtlich der aktuellen Abberufung des australischen Bischofs William Morris - weil dieser für ein erneutes Nachdenken über die Frauenordination plädiert hatte - wird umso deutlicher, dass der Vatikan die Allianz mit den Traditionalisten einem mutigen Voranschreiten in die Zukunft vorzieht."

Das gestern veröffentlichte Schreiben des Vatikan zieht zugleich aber eine scharfe Grenze: Anhänger des alten Ritus, wie etwa die Pius-Bruderschaft, dürfen ausdrücklich nicht "die Gültigkeit oder Erlaubtheit der heiligen Messe oder der Sakramente" in der heute üblichen Form bestreiten oder den Papst als Obersten Hirten der Gesamtkirche ablehnen.

http://www.morgenweb.de/nachrichten/politik/20110514_mmm0000001660796.html

Zuletzt geändert am 14­.05.2011