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Veröffentlicht am 15­.05.2011

15.5.2011 - Main-Post

Wieder weniger Kirchenaustritte

Katholiken registrieren Beruhigung der Situation

(dpa) Im Zuge der Missbrauchsfälle schnellten 2010 die Austrittszahlen in der katholischen Kirche nach oben. Nun aber melden Diözesen und Standesämter in Bayern wieder sinkende Zahlen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

Das Erzbistum Bamberg etwa registrierte im ersten Quartal 2011 insgesamt 978 Austritte – und damit etwa 1000 weniger als in den ersten drei Monaten des Jahres 2010, als der Missbrauchsskandal seinen Höhepunkt erreicht hatte. 1968 Austritte gab es damals. Insgesamt erklärten im Vorjahr auf den Standesämtern zwischen Hof und Forchheim 6327 Katholiken ihren Kirchenaustritt, 2009 hatten dies lediglich 3991 getan.

Das Erzbistum München-Freising registrierte 2009 bei einer Gesamtzahl von etwa 1,8 Millionen Katholiken insgesamt 17 936 Austritte, 2010 gab es 23 254 Austritte. Inzwischen habe sich die Situation aber beruhigt, sagte Ordinariatssprecher Bernhard Kellner, ohne konkrete Zahlen für 2011 nennen zu können.

Ein ähnliches Bild ergeben die Zahlen aus Regensburg, Passau und Würzburg: Im ersten Quartal 2010 erklärten in Regensburg 283 Katholiken ihren Austritt, in diesem Jahr waren es bis März lediglich 147. In Passau sank die Zahl für beide Konfessionen von 105 auf 49.

Diözese Würzburg liegt im Trend

In Würzburg registrierte das Standesamt im ersten Quartal 2010 insgesamt 235 Austritte, heuer nur 176.

Die evangelische Kirche in Bayern blieb dagegen im vergangenen Jahr von steigenden Austrittszahlen verschont. 2009 kehrten insgesamt 20 036 Protestanten ihrer Kirche den Rücken, 2010 blieb die Austrittszahl mit 20 073 praktisch auf dem selben Niveau. Sprecher Johannes Minkus vom evangelischen Landeskirchenamt sagte, bis 2007 habe man jährliche Austritte in der Größenordnung von 15 000 gehabt. Danach sei die Zahl auf rund 20 000 gestiegen und auf diesem Niveau geblieben.

Nach Ansicht der Laienbewegung „Wir sind Kirche“ zeigen die Austrittszahlen nur begrenzt, wie viele Gläubige sich mehr und mehr von der katholischen Kirche entfernen. „Viele Menschen sind nur aus Traditionsbewusstsein noch Mitglieder der Kirche. Ihnen fällt ein Austritt schwer, deswegen bleiben sie in der Kirche“, sagte der Sprecher von „Wir sind Kirche“, Christian Weisner. „Viele Menschen denken ,Wenn ich aus der Kirche austrete, werde ich nicht mehr katholisch beerdigt' und schrecken daher vor dem Austritt zurück.“

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Zuletzt geändert am 16­.05.2011