17.5.2011 - kathweb.at
Zollitsch: Mannheimer Katholikentag soll Aufbruch nach Krise bringen
Stuttgart, 17.05.2011 (KAP) Der Mannheimer Katholikentag 2012 soll in Deutschland einen kirchlichen Aufbruch nach der Missbrauchs-Krise bringen, hofft der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch. Das Katholikentagstreffen könne "nicht nur für unsere Kirche und Christen eine Ermutigung im Glauben sein", sondern es werde auch zeigen, "wie sich Christen - geprägt und motiviert durch ihren Glauben - für andere und für Politik und Gesellschaft engagieren", sagte Zollitsch am Dienstag bei einem Pressegespräch.
Er freue sich darauf, in genau einem Jahr neugierige Menschen zu treffen, die "trotz manchem Zweifel und mancher Enttäuschung einen neuen Aufbruch wagen", so der Erzbischof. Organisiert wird der Katholikentag von der gastgebenden Erzdiözese Freiburg und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz sagte, die Stadt sei auf die Herausforderungen bei der Organisation der kirchlichen Großveranstaltung gut vorbereitet. Zugleich hoffe er darauf, dass das Treffen Impulse in die Stadt hinein geben könne, etwa wenn es um den Dialog von Kulturen und Religionen gehe. "Das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen ist eine lokale und zugleich globale Zukunftsfrage", so Kurz.
Zum 98. Deutschen Katholikentag werden vom 16. bis 20. Mai 2012 mehrere Zehntausend Christen in Mannheim (Baden-Württemberg) erwartet. Geplant sind mehr als 1.200 Einzelveranstaltungen - von der politischen Diskussion über Meditation und Gebet bis zum großen Abschlussgottesdienst im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses. Das Leitwort lautet "Einen neuen Aufbruch wagen".
Katholikentags-Geschäftsführer Martin Stauch sagte, auf der "Baustelle Katholikentag" beginne jetzt mit den inhaltlichen Vorbereitungen die entscheidende Phase. "Nach der durch die Fälle sexuellen Missbrauchs ausgelösten schweren Kirchenkrise wird es kein 'business as usual' geben. Wir arbeiten für einen echten Aufbruch", so Stauch.
Dabei solle es nicht bloß um eine kirchliche Nabelschau gehen. Vielmehr zähle zum Anspruch der seit 1848 von der katholischen Basis organisierten Katholikentage auch, aktuelle gesellschaftliche Debatten aufzugreifen und voranzubringen. Für 2012 könnten die Diskussionen um Klimaschutz und Atomausstieg solche Themenfelder sein.
"Ich hoffe auch, dass sich die Kirche als wichtiger gesellschaftlicher Akteur, gerade in einer Stadt wie Mannheim mit Bürgern aus mehr als 150 Nationen, mit den Fragen des Zusammenlebens verschiedener Nationen, Kulturen und Religionen beschäftigen wird", ergänzte Oberbürgermeister Kurz.
Dass die katholische Kirche in Mannheim dieses Thema konkret anpackt, zeigt die Initiative "Haus der Jugend", wo Jugendliche mit Migrationshintergrund und schlechter Schulbildung beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt werden. "Im Jahr betreuen wir ungefähr 1.000 Jugendliche", so Jugendseelsorger Daniel Kunz.
Mannheims leitender Pfarrer, Dekan Karl Jung, zeigte sich mit dem Stand der Vorbereitungen zwölf Monate vor Beginn zufrieden: "Die meisten Veranstaltungsorte sind klar, die Arbeitskreise zur inhaltlichen Vorbereitungen haben bereits getagt." Als nächster Schritt sollen in wenigen Wochen die Plakate und Werbematerialien für das Treffen unter der Überschrift "Einen neuen Aufbruch wagen" vorgestellt werden.
Gabriele Blank, gebürtige Mannheimerin und als Dekanatsratvorsitzende an den Vorbereitungen beteiligt, sieht die Chance, dass "vom Katholikentag ein Feuer, ein Ruck ausgehen wird in den Alltag der Kirche hinein, der gerade für uns Frauen nicht immer einfach ist". Sie hoffe, dass die Kirche endlich Frauen als Diakoninnen zulasse.
Eine Besonderheit des Katholikentags wird sein, dass fast alle der rund 1.200 Veranstaltungen in der Mannheimer Innenstadt zu Fuß zu erreichen sein werden. Für die großen Podiumsdiskussionen ist das Innenstadt-Kongresszentrum Rosengarten reserviert; der Abschlussgottesdienst wird im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses gefeiert.
Was die erwarteten Teilnehmerzahlen angeht, äußerte sich Chefplaner Stauch vorsichtig: 25.000 Dauerkarten und etwa 30.000 Tageskarten will er verkaufen. Oberbürgermeister Kurz hofft auf bis zu 100.000 Teilnehmer pro Tag und verspricht, dass sich die Mannheimer in einem Jahr als herzliche Gastgeber zeigen werden.
"Wir sind Kirche" begrüßt Vatikan-Papier
Im Blick auf das Missbrauchsthema gibt es in der deutschen Kirche große Erleichterung über das Vatikandokument von Montag. Auch die "Kirchenvolksbewegung" begrüßte das Rundschreiben zum Umgang mit sexuellem Missbrauch.
In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) bezeichnete der Sprecher der Initiative "Wir sind Kirche", Christian Weisner, das Papier als "notwendige Umkehr gegenüber dem, was noch 2001 gesagt worden ist". Dies gelte vor allem für die Empfehlung zur Zusammenarbeit mit den zivilen Strafverfolgungsbehörden. Endlich habe der Vatikan einen Strategiewechsel vorgenommen, sagte Weisner.
Die vatikanische Glaubenskongregation hatte in einem am Montag veröffentlichten Schreiben alle nationalen Bischofskonferenzen aufgefordert, bis Mai 2012 eigene Leitlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen zu erarbeiten. Die jeweiligen staatlichen Bestimmungen zur Anzeigepflicht seien "immer zu beachten". Die Bischöfe sollen sich verpflichten, den Opfern seelsorgliche und psychologische Hilfe anzubieten. In Deutschland verabschiedeten die Bischöfe 2002 Leitlinien; im August 2010 wurden sie verschärft.
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Zuletzt geändert am 17.05.2011