20.7.2011 - Frankfurter Neue Presse
Priesterskandal: Kritik an Kirche
Von Michael Evers (dpa)
Hannover. Obwohl die katholische Kirche nach dem Missbrauchsskandal 2010 einen Wandel eingeleitet hat, steht sie erneut in der Kritik.Obwohl die katholische Kirche nach dem Missbrauchsskandal 2010 einen Wandel eingeleitet hat, steht sie erneut in der Kritik.Obwohl die katholische Kirche nach dem Missbrauchsskandal 2010 einen Wandel eingeleitet hat, steht sie erneut in der Kritik. Schon 2006 gab es Hinweise auf den Pfarrer, es folgte eine Ermahnung und 2010 eine Prüfung durch die Staatsanwaltschaft – ergebnislos. Eine schonungslose Aufklärung der Fälle allein reicht nicht, erklärt die kirchliche Basis. Die katholische Kirche müsse den verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität zum Gegenstand ihrer Priesterausbildung machen, sagt Christian Weisner von der Bewegung "Wir sind Kirche".
Im vergangenen Jahr wurden immer mehr Missbrauchsfälle in kirchlichen Schulen und Gemeinden öffentlich. Die katholische Kirche reagierte: Die jahrzehntelange Vertuschung solle zu Ende sein, null Toleranz gegenüber Missbrauch lautete die neue Devise. Dazu wurden die erst 2002 auf Druck durch die Situation in den USA eingeführten Leitlinien zum Umgang mit sexueller Gewalt verschärft. Bei jedem Verdacht auf sexuellen Missbrauch wird nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
In München stellte Kardinal Reinhard Marx am Montag ein kirchliches Internetportal gegen Missbrauch vor. Das Online-Lernprogramm für kirchliche Mitarbeiter soll Missbrauch vorbeugen. Zugleich wurde in München ein eigenes "Zentrum für Kinder- und Jugendschutz" der Päpstlichen Universität Gregoriana eingerichtet.
Das für den nun verhafteten Pfarrer zuständige Bistum Hildesheim richtete einen fünfköpfigen Beraterstab ein. Alte Akten wurden auf Hinweise zu möglichen verschwiegenen Missbrauchsfällen hin untersucht, Betroffenen wurde psychologische Hilfe zugesichert.
"Der aktuelle Fall zeigt, dass sexuelle Gewalt trotz der Leitlinien nach wie vor vorkommt", sagt Weisner. Etliche der Täter seien Opfer der katholischen Sexualmoral und setzen sich nicht mit dem Thema Sexualität auseinander. "Man denkt, mit der Zölibatsverpflichtung bekomme ich das in den Griff." Tatsächlich müsse die katholische Kirche noch viel aufarbeiten.
"Es gibt Misstrauen, aber Seelsorge lebt auch von Nähe", hatte der Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz gesagt. Da der Vorwurf des Missbrauchs nicht konkret im Raum gestanden habe, habe es keine Gründe gegeben, den nun verhafteten Priester in seiner Arbeit einzuschränken. Die Beamten nahmen ihn nun kurz vor dem Aufbruch zu einer Jugendfreizeit in Taizé (Frankreich) fest.
http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/vermischtes/priesterskandal-kritik-an-kirche_rmn01.c.9068414.de.html
Zuletzt geändert am 20.07.2011