9.Juli 2011 - Mannheimer Morgen
Bischöfe gehen neue Wege
MANNHEIM. Startschuss für den Dialogprozess der Katholischen Kirche: Rund 300 Teilnehmer folgten gestern der Einladung der Deutschen Bischofskonferenz nach Mannheim. Bis heute wird im Congress Center Rosengarten unter dem Motto „Im Heute glauben“ gefragt: „Wo stehen wir?“
Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, betonte den Premierencharakter: „Erstmals treffen wir uns auf überdiözesaner Ebene in dieser Weise“. Beschlüsse seien nicht zu erwarten, so Freiburgs Erzbischof, sondern es gehe um eine Standortbestimmung: Aus welchen Quellen schöpfen die Gläubigen Kraft? Was sind die Stärken und Schwächen der Kirche? Wie kann diese an Ausstrahlung zulegen?
Wie ein Versprechen, auch Kritik aufzunehmen, klangen Zollitschs Satz: „Mit allem, was hier und heute zur Sprache kommt, wollen wir in den nächsten Jahren weiterarbeiten“ und seine Forderung nach „geistlicher Offenheit“. Über die Ergebnisse soll die Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz beraten. Dass sich dort nicht alle für den Dialog als Ausweg aus der Kirchenkrise erwärmen, deutete Essens Bischof Franz-Josef Overbeck an: Es sei nicht allen leicht gefallen, sich auf den Gesprächsprozess einzulassen.
Dekan Karl Jung, einer von drei Mannheimer Vertretern, kam mit der Erwartung, „dass der angestoßene Dialogprozess weitergeht, wir speziell der deutschen Kirche Impulse geben und Freude aus der Veranstaltung mitnehmen“.
Erwartungen zurückgeschraubt
Dagegen äußerten sich Vertreter von Reformergruppen skeptisch: „Die Erwartungen sind hoch, dass sich endlich eine Gesprächskultur entwickelt, wie es sie in den 70er Jahren nach dem II. Vatikanischen Konzil gegeben hat“, sagte Christian Weisner („Wir sind Kirche“). Realistischerweise müsse er seine Erwartungen gleichzeitig sehr niedrig ansetzen, „weil nicht jeder Bischof den Ernst der Lage erkannt hat“.
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Zuletzt geändert am 21.07.2011