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Veröffentlicht am 05­.02.2012

5.2.2012 - Osnabrücker Sonntagszeitung

Aktuelle Fälle zeigen noch Handlungsbedarf

Dr. Manfred Dümmer wirft der katholischen Kirche noch eine ganze Reihe von Fehlverhalten vor.

Die Organisation „Wir sind Kirche“ ist immer wieder deutlich kritisch zur offiziellen Amtskirche. Die OSZ sprach daher einmal mit ihrem derzeit einzig verfügbaren Sprecher, Dr. Manfred Dümmer, Bistum Paderborn, über ihre Meinung zur Haltung insbesondere der katholischen Kirche.

„,Wir sind Kirche‘ hatte die Einsetzung des Trierer Bischofs Ackermann als bundesweiten Missbrauchsbeauftragten begrüßt. Aber die aktuellen Fälle in Hildesheim und Trier zeigen noch erheblichen Handlungsbedarf. Die Bischöfe müssen endlich die katholischen Ursachen sexualisierter Gewalt in den Blick nehmen: klerikaler Machtmissbrauch, Leugnung der Sexualität, falsche Priesterausbildung sowie das Fehlverhalten der Ordinariate“, stellt Dr. Manfred Dümmer auf die Frage nach der Zufriedenheit seiner Organisation über die Reaktion der Kirchen fest.

„Gott hat dem Menschen den freien Willen gegeben. Der Pflichtzölibat ist nicht zwangsläufig für die Missbräuche verantwortlich. Zölibat und Beschränkung des Priesteramtes auf Männer sind jedoch Ausdruck der Sexual- und Frauenfeindlichkeit der römisch-katholischen Kirche. Das Scheitern einer Ehe ist menschlich. Dies kann nicht mit der Vergewaltigung eines Kindes durch einen Priester verglichen werden“, bemerkt Dr. Manfred Dümmer auf die Frage, ob er tatsächlich glaube, dass das Zölibat für die Missbräuche verantwortlich ist.

„Wenn wir uns auf Jesus berufen, müssen die klerikalen Machtstrukturen verändert werden. Die Fälle in Hildesheim und Trier zeigen, dass es Neuanfang und Transparenz, was die Bischöfe versprochen hatten, noch lange nicht gibt. Und es zeigt sich: Bischöfe können sich nicht wirklich für die Betroffenen einsetzen, wenn sie gleichzeitig Dienstvorgesetzte der klerikalen Täter sind. Deshalb ist immer eine zusätzliche, neutrale Anlaufstelle erforderlich“, verdeutlicht er seine Kritik an einer möglichen Verquickung verschiedener Interessenslagen bei den Bischöfen. N. Fuhs

Zuletzt geändert am 13­.02.2012