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Veröffentlicht am 25­.03.2012

25.3.2012 - epd

Katholischer Professor bezeichnet Positionen des Papstes als gestrig

Der emeritierte katholische Theologieprofessor Hermann Häring hat die Positionen Papst Benedikts XVI. als gestrig bezeichnet. Die Haltung des Papstes spiegele eine verbreitete Neigung in der katholischen Theologie wieder, die unter anderem von Nostalgie und Glaubensgehorsam geprägt sei, sagte Häring am Sonnabend vor der Bundesversammlung der reformorientierten Katholikenbewegung "Wir sind Kirche" in Hildesheim.

Joseph Ratzingers Verhalten zeuge von einem tiefen Misstrauen gegen die Wahrheits- und Dialogfähigkeit der menschlichen Vernunft, sagte der Papst-Kritiker Häring laut Redemanuskript. Doch auch die Kirchenleitungen müssten sich dem Dialog stellen: "Eine kirchliche, um ihre Wahrheit bemühte Gemeinschaft ist ohne einen offenen und ständigen Dialog nicht denkbar." Sie dürfe sich nicht auf den kirchlichen Lehranspruch und Lehrvorschriften zurückziehen.

Vor allem weil die Kirche unfähig sei, auf die religiösen Fragen der Menschen angemessen und in einer verständlichen Sprache einzugehen, wendeten sich Menschen von ihr ab, sagte Häring. Die Institution lebe jedoch vom gelebten Glauben ihrer Mitglieder.

Die Bundesversammlung der reformorientierten Katholikenbewegung "Wir sind Kirche" vertritt nach eigenen Angaben rund acht Millionen Katholiken deutschlandweit. Sie fordern unter anderem mehr Mitbestimmung in der Kirche und die Gleichberechtigung der Frau. Zur Bundesversammlung, die bis zum Sonntag andauert, sind rund 80 Ehrenamtliche aus den 27 deutschen Diözesen nach Hildesheim gekommen.

Zuletzt geändert am 28­.03.2012