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Veröffentlicht am 26­.04.2012

26.04.2012 - Konradsblatt

Kommentar der Woche: Nicht unerwartet

In Mannheim ist, wie jetzt bekannt wurde, ein alternativer Katholikentag in einer evangelischen Kirche geplant. Unabhängig davon, ob man diesen Schritt nun begrüßt oder nicht, ob man ihn für notwendig oder für überflüssig hält, und unabhängig davon, wie und warum genau es zu dieser Entscheidung gekommen ist – er sagt etwas über den Zustand des Katholizismus in Deutschland aus.

Katholikentag von unten in Mainz 1998. Beim Katholikentag 1980 in Berlin gab es erstmals einen „Katholikentag von unten". Die Verhältnisse haben sich seitdem verändert. Die Themen der „Kirche von unten" sind teilweise längst im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dem Hauptveranstalter von Katholikentagen, angekommen, was die entsprechenden Gruppen heute nicht ohne Stolz vermerken.

Die Begründung dafür, dass dieser alternative Katholikentag in Mannheim abgehalten wird, vermag daher auch nicht wirklich zu überzeugen. Einige der Referenten des alternativen Katholikentags sind ohnehin auch Referenten auf dem offiziellen Katholikentag. Und selbst ein Eugen Drewermann ist längst auf offiziellen Katholikentagen aufgetreten.

Und trotzdem ist es vermutlich kein Zufall, dass gerade jetzt wieder ein alternativer Katholikentag zu Stande kommt. Die herrschende Atmosphäre in der katholische Kirche ist so, dass man sich eine solche Alternativveranstaltung meint schuldig zu sein. Die Ankündigung dürfte auch eine Reaktion auf diese allgemeine Stimmung sein und kommt von daher auch nicht wirklich unerwartet.

Man muss sich vergegenwärtigen, in welcher kirchlichen Großwetterlage wir uns befinden: Die Perspektive einer Einigung des Vatikans mit den Traditionalisten wirft ihre Schatten voraus. Die Pfarrerinitiative schwappt von Österreich herüber: Der frühere Wiener Generalvikar Helmut Schüller, einer der Gründer dieser Initiative, wird denn auch beim alternativen Katholikentag erwartet.

Soviel ist jedenfalls sicher: Der alternative Katholikentag wird medial sicherlich überproportional wahrgenommen. Vielleicht schärft er noch einmal das Interesse der Öffentlichkeit am Katholikentag überhaupt. Wenn es auf diese Weise also dem eigentlichen Katholikentag nützen könnte, dann soll's recht sein.

Klaus Nientiedt

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Zuletzt geändert am 26­.04.2012