| |
Veröffentlicht am 29­.05.2012

29.5.2012 - "Neue Westfälische" Paderborn

Gratulieren und Protestieren

Kirchenvolksbewegung zeigt nach der Priesterweihe vor dem Dom Flagge für ihre Anliegen

VON ANDREAS GÖTTE

Paderborn (NW/pdp).Erzbischof Hans-Josef Becker spendete am Samstag drei Männern im Hohen Dom das Sakrament der Priesterweihe. Durch das Weihesakrament mit Handauflegung und Gebet des Erzbischofs werden die Männer in die Gemeinschaft der Priester im Erzbistum Paderborn aufgenommen. Vor dem Dom forderte die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ , das Priesteramt für Frauen zu öffnen.

Wer das Sakrament der Priesterweihe empfange werde Priester „einzig und allein durch die Wahl und den Ruf Jesu Christi“, sagte Erzbischof Becker in seiner Predigt. Die jungen Priester sind Björn Fischer (geboren in Haltern am See), der künftig als Vikar im Pastoralverbund Schwerte eingesetzt wird, Manuel Klashörster (Bielefeld), der zum Pastoralverbund Warstein wechselt und Torsten Roland (Attendorn), der sein Abitur in Paderborn am Westfalen-Kolleg gemacht hat. Sein neuer Einsatzort für Vikar Roland ist der Pastoralverbund Dören und Sudhagen.

„Jesus Christus legt seine Hand auf Sie, er nimmt Sie in Dienst, er macht Sie zu seinen Handlangern“, so Becker: „Gott umschließt Ihre Hände nicht, um sie festzuhalten, und auch nicht, damit Sie Ihre Hände in den Schoß legen, sondern damit Sie in die Lage versetzt werden, mit Hand anzulegen beim Aufbau der Kirche Jesu Christi“. Für die Zukunft der Kirche hänge viel davon ab, zu einem guten und immer besseren Miteinander von Dienstamt und Gemeinde, von Priestern und Laien zu finden.

Kaum treten die drei jungen Neupriester aus dem Dom ins strahlende Sonnenlicht schauen sie an der Domtreppe auf Transparente. Ein paar Personen der Bistumsgruppe Kirchenvolksbewegung„ Wir sind Kirche“ gratulieren bei ihrer „Aktion Lila Stola“ den Geistlichen, machen aber auch mit Transparenten wie „Kirche braucht auch Priesterinnen“ und „Warum kein Dialog?“ auf ihre Anliegen aufmerksam.

Dr. Manfred Dümmer ist zum 16. Mal hintereinander von Bielefeld nach Paderborn bekommen. Für die Neupriester hat er wieder ein kleines Geschenk mitgebracht.

Mit seinen sechs Mistreitern will er aberauch 150 gelbeHandzettel verteilen, um Passanten auf die aus ihrer Sicht längst überfälligen Reformen wie die Abschaffung des Pflichtzölibates und das Zulassen von Frauen und Verheiratete zum diakonalen und priesterlichen Dienst aufmerksam zu machen. Auch auf die Trennung der christlichen Kirchen möchte die Gruppehinweisen.

Auch wenn die Zahl der Protestler immer überschaubarer wird, will sich Dümmer nicht beirren lassen. „Solange ich noch gehen kann, werde ich hier stehen, notfalls auch alleine“, sagt der katholische Christ. Viele Gläubige unterstützen die Forderungen, aber wenigemachten öffentlich mit.

Ende April habe es Gespräche im Bistum gegeben. Leider sei bisher noch nichts nach außen gedrungen, hofft Dümmer auf ein Zeichen. Die Gemeinden im Erzbistum Paderborn seien rechtlich noch selbstständig. Da sei die Gemeindeleitung in der Hand von Laien eher möglich, meint der Bielefelder.

Auch Christel Franzen verteilt fleißig Handzettel. „Ältere interessieren sich oft mehr für unsere Inhalte als Jüngere“, meint sie. Die beiden Ex-Studenten Fiete Dubberke und Yvonne Daheim bleiben stehen. „Als evangelische Christin kann ich nicht verstehen, dass in der katholischen Kirche Frauen von Ämtern ausgeschlossen werden“, sagt die junge Frau. Eine ältere Dame scheint anderer Meinung zu sein. Sie spricht angesichts des Protests von einer „reinen Showveranstaltung“.


Bildunterschrift: Unermüdlicher Protest: Ursula Dümmer, Inge Egert, Christel Franzen, Hildegard Grun, Paul Grun und Dr. Manfred Dümmer machen mit Spruchbändern und Handzetteln auf ihre Anliegen aufmerksam. Sie stehen auf der Treppe zum Marktplatz. Der Protest auf dem Domvorplatz ist ihnen nicht erlaubt.

Zuletzt geändert am 30­.05.2012