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Veröffentlicht am 03­.06.2012

3.6.2012 - www.volksfreund.de

Draußen im Regen

Die Aktivisten der kirchlichen Reformbewegung Lila Stola haben am Samstag vor dem Trierer Dom dafür demonstriert, dass in der katholischen Kirche auch Frauen zu Diakonen und Priestern geweiht werden sollen. Die Reaktionen der Gottesdienstbesucher fielen gemischt aus. Besonders kritisch äußerten sich die Geistlichen selbst.



Trier. Der Satz, der an diesem Morgen am meisten gesagt wird, ist ziemlich kurz und ziemlich eindeutig: "Nein, eigentlich nicht." Hanspeter Schladt hört die Worte oft an diesem Morgen. Und setzt doch immer wieder sein freundliches Lächeln auf und fragt: "Frauen im Priesteramt, ist das ein Thema für Sie?" Die Antworten lauten: "Nein, eigentlich nicht." "Heute nicht, keine Zeit." "Vielleicht ein andermal."

Dass die katholische Kirche Frauen den Weg ins Diakonat und ins Priesteramt verwehrt, ist für viele Katholiken offenbar kein so wichtiges Thema. Hanspeter Schladt und seine vier Mitstreiterinnen von der Aktion Lila Stola (siehe Extra) sehen das anders. Früh am Morgen sind sie aus Neuwied bei Koblenz nach Trier gefahren. Da stehen sie nun unmittelbar vor dem Hauptportal des Trierer Doms. Drinnen riecht es nach Weihrauch, der Hochaltar ist mit frischen Blumen geschmückt. In einem Gottesdienst wird Bischof Ackermann gleich neun Diakone weihen. Es ist ihr großer Tag, der Dom ist voll. Draußen stehen die fünf Aktivisten im kalten Nieselregen, sprechen herbeiströmende Besucher und Angehörige an und arbeiten dafür, dass irgendwann einmal auch eine Frau rechtmäßig von einem Bischof geweiht wird. Etwa 200 Handzettel mit Argumenten für ihre Forderung haben sie mitgebracht. Nach etwa einer Stunde im Regen ist das Papier schon durchweicht.

"Frauen sind doch nicht nur dazu gut, um die Kirche zu putzen und ab und an mal frische Blumen hinzustellen", sagt die Frauenrechtlerin Hannelore Macke bestimmt. Einige Passanten hören ihr zu, bekunden ihr Interesse und nehmen im besten Fall einen Zettel mit. Einer sagt sogar: "Ich stehe auf Ihrer Seite." Man merkt den Aktivisten an, wie gut ihnen solche Sätze tun. Bei anderen haben sie weniger Glück. So wie bei den drei Priestern, die Hannelore Macke in der Ferne erspäht hat und die geradewegs auf den Dom zusteuern. Sie geht ihnen entgegen. "Was halten Sie von Frauen im Priesteramt?" Die Geistlichen bleiben stehen. "Es ist doch nicht nötig, das Rad neu zu erfinden", sagt der eine. "Sie sollen einfach in eine andere Kirche gehen, da geht das doch", meint der Zweite und zuckt mit den Schultern. Der Dritte muss gar nicht mehr viel hinzufügen. "Keine Chance", sagt er knapp, zieht an seiner Zigarette und geht weiter. Ein paar Meter weiter hält Hanspeter Schladt auf andere Passanten zu und fragt, wie sie es mit den Frauen und der Priesterweihe halten. "Studieren Sie einfach Theologie", schallt es ihm entgegen. Kurz darauf bleibt ein älterer Mann im Sakko stehen. "Ich bin selbst Pfarrer", sagt er mit sanfter Stimme. "Aber Frauen? Brauchen wir doch keine."

Extra
Die Aktion Lila Stola wurde 1997 von der katholischen Reformgruppe "Kirchenvolksbewegung" gegründet. Ihre Anhänger werfen der katholischen Kirche Diskriminierung vor und setzen sich für eine volle Gleichberechtigung von Frauen ein. Am Samstag kamen die Anhänger im Bistum Trier zur Versammlung zusammen. Als Gastrednerin war die Theologin Ida Raming zu Gast, die sich 2002 entgegen des Kirchenrechts zur Priesterin weihen ließ und daraufhin exkommuniziert wurde. Einen Bericht hierzu lesen Sie morgen im Trierischen Volksfreund. kbb

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trier/Heute-in-der-Trierer-Zeitung-Draussen-im-Regen;art754,3177701

Zuletzt geändert am 04­.06.2012