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Veröffentlicht am 03­.07.2012

3.7.2012 - Donau-Post

Bischof Müller: Die meisten sprechen von einer guten Wahl

Kirchenkritiker Küng nennt Bischof Müller hingegen einen „bornierten Scharfmacher“

(kna/web/stu/uft). Die Berufung Gerhard Ludwig Müllers zum Präfekten der Glaubenskongregation ist überwiegend zustimmend aufgenommen worden. In die Bewertung mischten sich auch kritische Stimmen. Der Tübinger Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng zum Beispiel nannte Müller einen "bornierten Scharfmacher".

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) reagierte "mit großer Freude" auf die Entscheidung des Papstes. Der DBK-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch sagte: "Die Deutsche Bischofskonferenz ist stolz, dass einer ihrer Mitbrüder künftig diese wichtige Aufgabe an der römischen Kurie wahrnehmen wird. Bischof Müller ist einer der profiliertesten Theologen der Gegenwart. Er hat als Professor für Dogmatik die zeitgemäße Darstellung des kirchlichen Glaubens weltweit geprägt."

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, hat Bischof Müller "viel Erfolg und Gottes Segen" gewünscht. Marx sagte: "Wir bayerischen Bischöfe sind stolz, dass aus unseren Reihen ein solch wichtiges Amt besetzt wird. Mit Bischof Müller wird ein weltbekannter und anerkannter Theologe in einer schwierigen Zeit voller Herausforderungen an die Spitze der Glaubenskongregation berufen."

Altbischof Manfred Müller: "Das ist eine gute Wahl und für Gerhard Ludwig der Höhepunkt seiner klerikalen Laufbahn, da wird er stolz darauf sein und er wird sich gegen die Berufung nicht gesträubt haben. Er wird in allen dogmatischen Fragen in der Kontinuität seines Vorvorgängers Joseph Ratzingers bleiben, denn sonst hätte ihn der Papst wohl nicht berufen. Gerhard Ludwig ist auch ein sehr polyglotter und sprachgewandter Mann, und das ist in der heutigen Weltkirche von großem Vorteil und sehr wichtig."

Alois Glück, Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK): "Bischof Müller ist ein weltweit anerkannter Theologe mit einer viel größeren Bandbreite als viele vermuten. Er steht in enger Verbindung mit der Befreiungstheologie in Lateinamerika. Er hat auch eine klare Position zu den Pius-Brüdern. Auch im Verhältnis zu den Protestanten ist es nicht ausgeschlossen, dass Müller dort Akzente setzt. Gerhard Ludwig ist keineswegs der traditionalistische Hardliner, für den ihn viele halten."

Ministerpräsident Horst Seehofer betonte: "Mit Bischof Müller wird eine prägnante Persönlichkeit Chef der Glaubenskongregation. Er ist ein Mann des klaren Glaubens und der deutlichen Worte. Die Berufung des Regensburger Bischofs durch den bayerischen Papst macht den Vatikan noch ein Stück bayerischer. Das ist einmalig in der Geschichte der katholischen Kirche."

Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern: "Die Entscheidung des Papstes ist in seinem Pontifikat die wichtigste Personalentscheidung für die Weltkirche. Bischof Müller ist mit seinem weltpolitischen Verantwortungsbewusstsein und seiner theologischen Kompetenz eine Idealbesetzung in diesen schwierigen römisch-vatikanischen Zeiten."

Für die Regensburger Domspatzen erklärte Domkapellmeister Roland Büchner: "Der Stiftungsvorstand bedauert den Weggang sehr. Der Chor hat mit Bischof Müller einen überzeugten Förderer und Unterstützer gehabt, der sich auch in schwierigen Zeiten ohne Vorbehalt zu den Domspatzen bekannte."

Prälat Alois Möstl, Stadtdekan von Regensburg, gratulierte für die Regensburg: "Die Ernennung unseres Bischofs zum Präfekten der Glaubenskongregation hat den Priesterrat der Diözese mit großer Freude erfüllt, wenngleich sein Abschied uns sehr schwerfällt. Schon immer bewunderten wir bei den Sitzungen des Priesterrates den scharfen Intellekt des Bischofs Gerhard Ludwig, seine schnelle Urteilsfähigkeit, seinen Weitblick bei komplexen Themen und die klare Linie in allen Glaubensfragen, die uns Orientierung gab. Zugleich schätzten wir seine menschliche Art des Umgangs mit seinen Priestern, die er immer gerne als seine engsten Mitarbeiter bezeichnete. Sein Weggang hinterlässt bei uns Priestern eine große Lücke."

Graf von und zu Lerchenfeld, Diözesankomitee: "Ich freue mich für Bischof Müller. Das ist eine sehr große Anerkennung seiner theologische Fähigkeiten und eine Ehre für unser Bistum. In der Diözese hat er segensreich gewirkt, das heißt, er hat den Glauben verteidigt und ist für die Verbreitung des Glaubens wirkungsvoll eingetreten. Mit der Reform der Laienräte hat er das Notwendige vernünftig umgesetzt. Die Kritiker, die in der Region hier Zweifel an seiner Arbeit als Diözesanbischof äußerten, haben leider regionale Aspekte vor die einer einigenden Weltkirche gestellt."

Elisabeth Popp, Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB): "Ich sehe die Berufung von Bischof Gerhard Ludwig Müller mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits freuen wir uns über seine Beförderung als weltweit anerkannter Theologe. Andererseits fragen wir uns natürlich jetzt, wie es mit den Verbänden in der Diözese Regensburg weitergeht. Bischof Müller hat unsere Arbeit geschätzt und gefördert."

Auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis freut sich über die Berufung von Bischof Müller. Dem Bayerischen Rundfunk sagte sie: "Die Berufung ist eine große Wertschätzung der Person des Bischofs als Theologe. Wir Regensburger sind sehr, sehr traurig, dass er geht. Wir hatten in ihm einen großen Bischof, der auf der ganzen Welt hohes Ansehen genießt, aber wer ihn liebt, der gönnt ihm diesen Sprung nach Rom an die Seite des Papstes."

Der Kirchenkritiker und Theologe Hans Küng (Tübingen) meinte dagegen zur Berufung Müllers: "Als Präfekt der Glaubenskongregation ist dieser bornierte Scharfmacher fehl am Platz. Wem an einer zeitgemäßen Verkündigung der christlichen Botschaft gelegen ist, der kann an einer solchen Entscheidung verzweifeln. Konflikte in der von Skandalen geschüttelten Kurie und römischen Kirche sind mit Müllers Berufung vorprogrammiert."

Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" erklärte: "Bischof Müller übernimmt das Amt in einer schwierigen Phase der Kirchengeschichte. Es muss sich zeigen, ob mit ihm die Fenster des Zweiten Vatikanischen Konzils wieder geöffnet oder ob nun auch die letzten Fensterläden geschlossen werden, um sich von der Welt abzuschotten. Es ist zu befürchten, dass Bischof Müller reformorientierte Priester-Initiativen als unchristlich und dem katholischen Glauben diametral entgegengesetzt bekämpft und unterbinden wird."

Johannes Grabmeier, Laienverantwortung Regensburg: "Ein Bischof sollte ein Brückenbauer sein, Bischof Müller hat Brücken eingerissen und in seiner knapp zehnjährigen Amtszeit als Bischof von Regensburg einen langen Katalog von Fehlleistungen, Ausgrenzungen und Skandalen zu verantworten. Als Präfekt der Glaubenskongregation wird sein Wirken noch um ein Vielfaches mehr an zerstörerischem Potenzial offenlegen. Vielleicht muss das so sein, damit die reformunfähige äußere Struktur der römisch-katholischen Kirche schneller ihrem Untergang entgegengehen kann.

Fritz Wallner, ehemaliger Diözesenratsvorsitzender: "Ich finde es sehr erstaunlich, dass der Papst einen Bischof, der im Krisenmanagement seiner Diözese, insbesondere im Falle des Kindesmissbrauchs in der Pfarrgemeinde Riekofen, auch im Umgang mit Priestern und Laien, so vollständig versagt hat, mit diesem wichtigen Amt der Weltkirche betraut. Bischof Müller ist ein Machtmensch und als solchen hat ihn der Papst wohl geholt. Er soll ihm den Laden im Vatikan zusammenhalten und die konservative Linie durchsetzen."

Hans Trimpel, Ruhestandspriester, der von Bischof Müller suspendiert wurde: "Als der Kardinal Joseph Ratzinger damals von München nach Rom berufen wurde, hat ein Teil des Klerus der Diözese nach biblischer Art gesagt: Der Herr hat ihn gegeben, der Herr hat ihn genommen, der Name des Herrn sei gepriesen. So ähnlich darf man das im Falle von Bischof Gerhard Ludwig Müller auch sehen. Entgegen mancher öffentlichen Beteuerung herrschte unter den Priestern der Diözese Regensburg Angst vor diesem Bischof. Ich war damals für den Machtmenschen Gerhard Ludwig Müller ein willkommenes Opfer. Ansonsten flüchte ich mich in ein unendliches Gottvertrauen."

http://www.idowa.de/home/artikel/2012/07/03/die-meisten-sprechen-von-einer-guten-wahl.html

Zuletzt geändert am 05­.07.2012