| |
Veröffentlicht am 07­.09.2012

7.9.2012 - Publik-Forum Dossier "Verloren im Vatikan"

Eva-Maria Kiklas

In Dresden lebten wir im »Tal der Ahnungslosen «: Westfernsehen gab es nicht und das DDR-Fernsehen durfte bloß Gottesdienste übertragen. Die Publikation der Konzilsdokumente geschah in der DDR erst spät, 1967. Doch die Wirkungen waren zu spüren. So erinnere ich mich an einen bilderstürmerischen Kaplan und an einen aufgeschlossenen Pfarrer, der mir neue Glaubenssichten erschloss. Das Konzil begann für mich mit der Meißner Diö zesansynode. Die Forderung des Konzils, in den Diözesen die Beschlüsse durchzusetzen, ließ Bischof Otto Spülbeck 1969 die Bistumssynode in Dresden einberufen. Es herrschte eine hoffnungsfrohe Atmosphäre. Doch diese wurde vom Berliner Kardinal Bengsch mit großem Misstrauen betrachtet. So hatte Bischof Spülbeck schwer zu kämpfen. Mir erschien sein plötzlicher Herztod 1970 als eine Folge. Nachfolger wurde Gerhard Schaffran. Doch der war ganz anders eingestellt. Ich hatte im Synodenbüro die Aufgabe, die Eingaben zuzuordnen. Zu meiner Freude thematisierten sehr viele die Not der wiederverheirateten Geschiedenen. Doch eines Tages hieß es: Sie werden nicht verhandelt. Ich konnte es nicht fassen! Konnte man so gnadenlos darüber hinweggehen? Das war für mich der Anlass, auszusteigen. Die Hoffnung, dass der befreiende Geist des Konzils und der Meißner Synode sich durchsetze, hege ich bis heute.

Eva-Maria Kiklas, Dresden, ist Mitinitiatorin des Kirchenvolksbegehrens

Zuletzt geändert am 17­.09.2012