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Veröffentlicht am 23­.09.2012

23.9.2012 - mittelhessen.de

Kirchenvolk fordert Transparenz

Brief ist "mutiges Signal"

Von Dieter Fluck

Limburg/Runkel. Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" im Bistum Limburg unterstützt das von 21 aktiven Priestern unterzeichnete Schreiben, das den Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und die Bistumsleitung zur Korrektur von Missständen im Bistum auffordert.

Der Brief, der in der vergangenen Woche für Schlagzeilen sorgte, sei keine Angelegenheit, die allein den Klerus betreffe, sondern das gesamte Kirchenvolk, hieß es auf der Herbstversammlung am Samstag in Runkel.

In dem Brief war unter anderem von einer "Atmosphäre lähmender Furcht", "intransparenten Entscheidungsprozessen", "wachsender Resignation" bei Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeitern, von einer Verengung des Priesterberufs auf die Liturgie sowie von "Skepsis und Argwohn" gegenüber Caritas-Mitarbeitern die Rede. "Wir sind Kirche" sprach von einem Signal mutiger Priester und einer Initiative zum Dialog. Das sollten Pfarrgemeinderäte zum Anlass von Unterschriftenlisten nehmen, damit dem Anliegen zum Erfolg verholfen werde.

Pfarrgemeinden im Bistum sollen Schreiben von 21 Priestern unterstützen

Die über 40 Teilnehmer der "Wir sind Kirche"-Versammlung sind der Auffassung, dass der Limburger Bischof und sein Generalvikar Franz Josef Kaspar sehr viel Boden verloren haben, weil sie unglaubwürdig geworden seien. "Die Leute vor Ort denken anders als ihre Bistumsleitung", machte die Gruppierung am Samstag deutlich. Ihre Sprecherin Henny Toepfer bedauerte, dass viel Kritik an der Basis nicht öffentlich gesagt werde. Hubertus Janssen, Pfarrer im Ruhestand, berichtet von seinen Erfahrungen aus persönlichen Begegnungen: "Ältere Leute leiden an der Kirche, die nicht mehr ihre Kirche ist."

Für viele aktive Christen in der Versammlung enthalten die Reden und Predigten des Bischofs "Sprechblasen".

"Wir sind Kirche": Die Leute vor Ort denken anders als ihre Bistumsleitung

Es sei nichts Verbindliches dahinter. Von einer "labilen Persönlichkeit" ist gar die Rede. "Was ich von einem Bischof erwarte, ist die ethisch-moralische christliche Lehre und keine Rechtfertigungslehre juristischer Formulierungen", forderte ein Teilnehmer offen. Die Dialogbereitschaft des Bischofs erschöpfe sich in freundlichen und netten Gesprächen, die zu keinen Änderungen führten.

Das Kirchenvolk habe ein Recht auf Transparenz, damit der Gerüchteküche nicht länger Tür und Tor geöffnet werde. Anliegen an den Bischof fänden nur über die Presse Gehör, denn Bischof Tebartz-van Elst könne mit Transparenz nicht umgehen und scheue die Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser.

In diesem Zusammenhang wurden die Vorgänge um die Indienreise von Tebartz-van Elst und Kaspar, zwei fristlose Kündigungen von Patrick Dehm, Leiter des Hauses der Begegnung in Frankfurt, das jüngst umbenannte Diözesane Zentrum "St. Nikolaus" (Haus der Bischöfe) auf dem Domberg, der Verkauf eines Immobilienpaket des Bischöflichen Stuhls an das eigene Bistum und die Geheimniskrämerei um das Vermögen des Bischöflichen Stuhls diskutiert. "Wir sind Kirche" will prüfen lassen, ob die Offenlegung dieser Kasse mit Hilfe eines Rechtsstreits erreicht werden kann.

http://www.mittelhessen.de/lokales/region-limburg-weilburg_artikel,-Kirchenvolk-fordert-Transparenz-_arid,33049.html

Zuletzt geändert am 23­.09.2012