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Veröffentlicht am 23­.09.2012

23.9.2012 - www.br.de

Herbst-Vollversammlung in Fulda

Bis Freitag kommen die katholischen Bischöfe zu ihrer traditionellen Herbst-Vollversammlung zusammen. Es werden zum Teil kontroverse Debatten über Veränderungen in der Kirche erwartet.

Vier Tage lang werden die 67 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz in der osthessischen Stadt über wichtige Kirchen-und Gesellschaftsthemen miteinander sprechen. Doch wie groß die Einigkeit diesmal unter den Würdenträgern sein wird, ist offen. Denn die jüngsten Reformvorstöße einiger Bischöfe lassen durchaus kontroverse Gespräche erwarten.

Kirche unter Druck

So hatte erst vor wenigen Tagen der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, vorgeschlagen Wiederverheirateten unter bestimmten Rahmenbedingungen die Teilnahme an der Kommunion zu erlauben. Auch als Arbeitgeber wolle die Kirche mit dem Ausschluss der Betroffenen weniger stringent umgehen. Wie weit der Gestaltungsspielraum hier gehen wird, bestimmt allerdings auch der Vatikan.

Zudem hatte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gefordert, dass mehr Frauen in Leitungspositionen kommen müssen. Das Priesteramt für Frauen schloss er aber aus. Gegen solche Vorschläge werden die konservativeren Amtsträger ihren Einfluss geltend machen. Doch der Druck auf die katholische Kirche wächst hierzulande, nicht zuletzt durch den Missbrauchsskandal und den ernormen Mitgliederschwund der letzten Jahre. Doch allzu viele Hoffnungen sollten sich die Laien nicht machen. Das zeigt das vor wenigen Tagen verabschiedete Dekret zum Kirchenaustritt. Darin wird festgelegt, dass es nicht möglich ist, aus der Kirche als Institution auszutreten und keine Kirchensteuern mehr zu zahlen, gleichzeitig aber gläubiges Mitglied zu bleiben. Zu Beginn der Vollversammlung verteidigte dann auch Zollitsch das Vorgehen. "Es müsse Konsequenzen haben für Menschen, die sich in einem öffentlichen Akt von der Kirche distanzierten", so der Erzbischof.

Kritik am Dekret

Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" hat das am Montag in Kraft getretene Dekret der Deutschen Bischofskonferenz zum Kirchenaustritt unterdessen heftig kritisiert. Es handele sich um ein "völlig falsches Signal zum falschen Zeitpunkt", erklärte die Initiative am Montag in Fulda. "Anstatt den Ursachen für die hohen Kirchenaustrittszahlen auf den Grund zu gehen, stellt dieses Dekret der Bischöfe eine Drohbotschaft für das Kirchenvolk dar und wird keine Motivation für suchende Menschen sein, der Kirchensteuergemeinschaft weiter treu zu bleiben oder ihr beizutreten."

Großes Themenspektrum

Weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist ein Studientag zur Glaubenskommunikation im Religionsunterricht und in der Katechese. In Sachen Kommunikation wird das neu gestaltete Internetportal der Katholischen Kirche freigeschaltet. Als Roten Faden für die gesamte Woche gilt die die Erinnerung an die Eröffnung der Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Oktober vor fünfzig Jahren. Schon damals suchte die Katholische Kirche nach Mitteln, wie sie ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt verkünden kann. Eine Möglichkeit sprach Erzbischof Zollitsch in einem Grundsatzreferat zu Beginn der Versammlung an. Er die Katholiken in Deutschland zu Offenheit und Optimismus auf. "Es wächst Neues, das Christentum ist nicht ohne Kraft! Es gibt den Aufbruch, der gelingt".

http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/rundschau/kirche-konferenz-fulda-100.html

Zuletzt geändert am 24­.09.2012