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Veröffentlicht am 24­.09.2012

24.9.2012 - mittelhessen.de

Kirche: 200 Jahre stehen geblieben?

Reformer sprechen über Laien

Runkel. "Die Kirche ist 200 Jahre lang stehen geblieben". Mit diesem Zitat weckte Dr. Siegfried George aus Wettenberg im Katholischen Pfarrzentrum Mariä Heimsuchung in Runkel am Wochenende das Interesse seiner Zuhörer. Eingeladen hatte die Reformbewegung "Wir sind Kirche im Bistum Limburg" zu ihrem 35. Treffen.

George zitierte in seiner Rede Kardinal Carlo Maria Martini, der von 1979 bis 2002 Erzbischof von Mailand war. Er gehörte zwar nicht den sogenannten "kritischen Katholiken" an, hatte sich aber für eine Reform der katholischen Kirche eingesetzt.

Zum Treffen der Reformbewegung in Runkel waren rund 50 Teilnehmer aus der Region und ganz Deutschland gekommen, die sich mit der Zukunft der katholischen Kirche auseinandersetzten und sich besonders dem Thema "Katholische Liturgie ohne Priester" sowie den jüngsten Ereignissen im Bistum Limburg widmeten.

"Warum bewegt sich die Kirche nicht? Haben wir Angst statt Mut?" hatte Kardinal Carlo Maria Martini gefragt. Wo doch der Glaube, das Vertrauen und der Mut Fundamente der Kirche seien. Und als "Heilmittel" hatte er empfohlen: "Das erste ist die Umkehr: Die Kirche – angefangen vom Papst und den Bischöfen – muss sich zu ihren Fehlern bekennen und einen radikalen Weg der Veränderung gehen. Die Skandale um den Missbrauch von Kindern zwingen uns, Schritte der Umkehr zu setzen". Fragen zur Sexualität, seien ein Beispiel und jedem Menschen wichtig. "Ist die Kirche hier eine glaubwürdige Gesprächspartnerin oder nur eine Karikatur in den Medien?"

Angesichts immer größer werdender Pfarrverbände und fehlender Priester stellte George Wortgottesdienste mit Rückbesinnung auf die Hauskirchen zur Diskussion. "Die Urkirchen hatten keine Priester, die Gläubigen haben sich getroffen, das Brot gebrochen und Wein dazu getrunken."

"Wer soll dem Kirchenvolk verbieten, sich selbst zu organisieren?"

Obwohl Wortgottesdienste mit Kommunionempfang in der katholischen Kirche als Möglichkeit für Gemeinden ohne Eucharistiefeier durchaus vorgesehen seien, werde viel zu wenig davon Gebrauch gemacht. Auch scheinen sich, so der Tenor der rund 50 Katholiken, viele Priester gegen den Laiengottesdienst zu sträuben.

"Wer soll dem Kirchenvolk verbieten, sich selbst zu organisieren?" Auf diesen Satz des Jesuitenpaters Friedhelm Hengsbach wies Henny Toepfer, Sprecherin von "Wir sind Kirche im Bistum Limburg" (WsK), hin. Sie wolle damit den Katholiken die Angst nehmen, etwas falsch zu machen.

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Zuletzt geändert am 24­.09.2012